Kunstwerke der Technik

 

Kurt Ackermann wurde am 2. März 1928 in Insingen über Rothenburg ob der Tauber geboren. Nach Praktikum und Gesellenprüfung als Maurer und Zimmermann (1946 – 1948) studierte er Oskar-von-Miller-Polytechnikum und an der Technischen Hochschule München (1949 – 1954) Architektur. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte er an der Universität Stuttgart. In diesem Jahr (1993) nahm er sein Sohn, Peter Ackermann, in seine Partnerschaft mit auf. Diese wurde 1963 in München geboren, studierte von 1985 - 1988 an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war dort Meisterschüler 
Professor Gustav Peichl. 1991 legte er sein Diplom an der Technischen Universität München ab und war danach (1991 – 1992) Mitarbeiter bei Renzo Piano Building Workshop Genua und von 1992 - 1993 Mitarbeiter bei Richard Meier + Partner New York. Seit 1996 ist Peter Ackermann Mitinhaber des Büro Ackermann und Partner.

 

Eislaufzelt im Olympiapark, München (1980–1983)

Die architektonische Kulisse bilden die in die hügelige, von Günther Grzimek entworfene Parklandschaft integrierten Zeltdächer der Olympiabauten (1968–72) von Günter Behnisch und Frei Otto und das voluminöse Eissportstadion aus den 1960er Jahren auf dem östlich, direkt neben der Freieisfläche gelegenen Areal.

Der Architekturkritiker Christoph Hackelsberger würdigte das Eislaufzelt in einem vom Institut für internationale Architekturdokumentation herausgegebenen Heft der Reihe Stahl und Form 1983 mit folgenden Worten: »Dies weit gespannte, in sich symmetrische Flächentragwerk kommt mit einem Minimum an Material aus. Käme dem Auge nicht der Raster der Holzlattung, welcher sich an besonders belasteten Stellen im Rhythmus verdoppelt und damit Kräfte spektakulär sichtbar macht, zu Hilfe, so wäre die gewaltige Größe des umschlossenen Raums kaum ablesbar.

 

 

Die Logik der Konstruktion, ihre Schönheit, Eleganz und außerordentliche Kühnheit vermitteln den Eindruck, wirkliche Funktionalität, erfunden von technischer Intelligenz, führte zu ästhetischer Wirkung. Dies macht die Weiterentwicklung der Idee ›weitgespanntes leichtes Flächentragwerk‹ zu einem der größten baulichen Ereignisse der Münchner Nacholympiazeit, deren Auswirkungen weit über das Lokale hinausgehen.«

 

 

 

 

 

 

Leistungszentrum für Eiskunstlauf im Olympiapark, München, Spiridon-Louis-Ring 3 (1989–1991)

Die Eisfläche liegt auf einem mit Betonfertigteilen aufgeständerten Stahlbetontisch, der an den Stirnseiten für die ansteigenden Zuschauertribünen auskragt. Über den betonierten Unterbau ist das Dachtragwerk als autonome Konstruktion errichtet. Von einem eisernen Rost getragen, hängt das Dach an sieben so genannten Vierendeelträgern, die mit den aus jeweils zwei U-Profilen verschweißten zweischnittigen Zangenstützen in der Querrichtung einen statischen Rahmen bilden. Durch die Verlagerung der Träger nach außen konnte das auf 15–16 Grad Celsius zu temperierende Raumvolumen minimiert werden. Im Inneren der Halle sind die Rohrleitungen für Klimaanlage und Lüftung unterhalb der Tragscheibe des Daches durch eine abgehängte Decke aus silbereloxierten Aluminiumpanelen verdeckt. Die das Gebäude im Norden, Osten und Süden umhüllende Glasfassade ist aus klimatischen Gründen nur im unteren Bereich der Ostseite auch durchsichtig, um den Eisläufern einen direkten Sichtbezug zur Außenwelt zu ermöglichen.

 

Amt für Abfallwirtschaft, München (1993 - 1999)

Die drei Nutzungsbereiche des Neubaus sollten an ihrer funktionalen Gestalt ablesbar sein. Das Verwaltungsgebäude, der zentrale Betriebshof mit Kfz-Werkstätte und die Abstellhalle für 170 Mülltransporter mit Sozialräumen für die Mitarbeiter des fahrenden Außendienstes mußten in das städtebauliche Konzept integriert werden. Der äußere Raumabschluß ist als eine vorgehängte Elementfassade aus silberfarbigem Aluminium mit transparentem, im Brüstungsbereich transluzentem Glas und integrierten Schall- und Sonnenschutz konstruiert. Ins oberste Geschoß führen zwei verglaste Aufzüge zur Kantine, die den Blick  über den Olympiapark und München bis hin zu den Alpen freigibt.

 

Betriebshof und Carport bilden eine große zusammenhängende Einheit. Spektakulärster Bau ist der Carport mit seinem Membrandach. Auf dem Carport werden die Müllfahrzeuge auf zwei Ebenen abgestellt. Die untere Ebene ist zur Hälfte in das Gelände eingegraben, die obere Ebene ist mit zeltartigen, transluzenten Membranen als Wetterschutz auf einer leichten Stahlkonstruktion im Achsraster überdacht. Die Buckelzelte sind an ihren Hochpunkten oben offen und garantieren eine natürliche Entlüftung der Parkebenen.

 

 

 

 

Europäisches Patentamt Bauabschnitt 7, München (2000-2004)

Der fünf- bis siebengeschossige Neubau nimmt die städtebauliche Struktur der im Quartier vorhandenen Blockrandbebauung unter Berücksichtigung der Traufhöhen der Nachbarbauten auf. Um "den Bestand aber nicht einfach über die Straße zu ziehen und weiterzustricken", wurde das Fassadenraster verdoppelt und durch den Wechsel von Aluminiumbändern, Glasbändern, Glaspaneelen vor den Brüstungen und liegenden Fensterformaten filigran gegliedert. Der zur Innenstadt gelegene, bewußt von der Grundstücksgrenze zurück gesetzte Haupteingang wird von sechs schlanken, über drei Geschoße reichenden Betonstützen gefaßt; An der Ecke Bayerstraße/ Martin-Greiff-Straße führt eine weit ausladende Freitreppe vom Straßenraum der Theresienhöhe und der Grünanlage südöstlich des Gebäudes zum Eingang, dessen überdachter und terrassierter Vorplatz als "Stadtbalkon" ausgeführt ist: Er "lädt die Passanten zum Verweilen ein und eröffnet dem Europäischen Patentamt so die Möglichkeit, sich als Institution darzustellen." 

Vor allem aber ist der "Stadtbalkon" eine gebaute Willkommensgeste: Das Europäische Patentamt als Bauherr verzichtet an dieser städtebaulich markanten auf mögliche Bebaubarkeit - um sich zur Stadt, der Öffentlichkeit und den Benutzern des Gebäudes zu öffnen. Die so geschaffene großzügige Freifläche vor dem Haupteingang bildet zudem Anschlußebene für die Fußgängerbrücke über die Bayerstraße: ein filigranes, bogenförmiges Brückenbauwerk, welches das neue Dienstgebäude des Europäischen Patentamtes mit dem gegenüberliegenden "Altbau", der Kurt-Haertel-Passage und dem S-Bahnhof Hackerbrücke verbindet.

 

 

 

 

 

Hofüberdachung des Odeon, München (2003 – 2006)

Das Odeon wurde 1826-1828 von Leo von Klenze als Konzert- und Veranstaltungssaal im Auftrag Ludwigs I. errichtet. Nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es in veränderter Nutzung durch Josef Wiedemann 1951/52 zum Bayerischen Staatsministerium des Inneren wiedererrichtet. Der Konzertsaal wurde als Innenhof in veränderter Form gestaltet. Die Überdachung erfolgt durch eine Stabgitterschale mit einer Struktur aus dreieckigen Elementen und steht völlig neutral gegenüber den Bestand über dem oberen Gesims. Der Dachrand ist durch ein Rohr versteift, welches die Distanz zwischen den Auflagern überbrückt und die Kräfte zusammenbringt.