Andreas Meck: Ein Zauberer des Lichts

Im August 2019 verstarb der Münchner Architekt mit 59 Jahren. Er hinterlässt scheinbar schlichte Bauwerke, die mit ihrem meisterhaften Einsatz von Material und Licht faszinieren.

 

Mit der im Oktober 2000 fertig gestellten Aussegnungshalle in München-Riem, die Andreas Meck zusammen mit Stephan Köppel entworfen hatte, fand der am 10. Dezember in München geborene Architekt erstmals weite Aufmerksamkeit in der Fachwelt.

Das Gebäude erinnert in seiner langgestreckte, breit gelagerte Horizontale, dem senkrechten Glockenturm und der aus Bruchsteinen gemauerten Umfassungswand sowie der Verwendung von Eiche an die Präriehäuser von Frank Lloyd Wright. „Die Bestattungsflächen treiben wie Toteninseln, leicht erhoben in der umgebenden Wiesenlandschaft“, so die Beschreibung von Meck Architekten. Bauwerk und die von den Landschaftsarchitekten Lohrer und Hochrein gestaltete Landschaft aus Baumhainen, Wegen und Wiesen bilden eine Einheit.

Bereits in Riem ist Mecks Meisterschaft im Umgang von Material und der Gestaltung von Räume mit magischen Lichteinfällen ausgeprägt. Sie zeichnen nahezu zu alle seine Werke aus und sind insbesondere in sakralen Bauten wie dem Pfarrzentrum Dankt Nikolaus in Neuwied (2008), dem Dominikuszentrum in Nordheide von München und dem zuletzt erbauten und mit der Nike ausgezeichneten Kirche Seliger Pater Rupert Mayer in Poing zu bestaunen. Der Sohn des Chefs der Ingolstädter Stadtwerke hatte jeweils an der TU München und in London erfolgreich sein Architekturstudium abgeschlossen, bevor er 1989 an der Isar sein eigenes Büro gründete. Standen am Anfang Wohnungsbauten im Vordergrund, so konnte Meck bald durch Wettbewerbe seine Vielseitigkeit, wie mit seinem Entwurf für das Freiheits- und Einheitsdenkmal der Bundeswehr in Berlin oder durch verschiedene Bibliotheks- und Hochschulbauten unter Beweis stellen. Daneben durchlief Meck auch eine erstaunliche Hochschulkarriere die 2013 mit der Ernennung zum Dekan der Fakultät Architektur an der Hochschule seinen Höhepunkt erreichte. Am 20. August verstarb Andreas Meck viel zu früh an einem Krebsleiden..

 

Aussegnungshalle in Riem

„Meine Architektur ist unaufgeregt und liegt eher außerhalb der gängigen Moden. Sie lebt von den Materialien und von der Wirkung des Lichts.“ Andreas Meck

 

 

 

 

 

 

 

Besonders deutlich ist diese Grundhaltung an der Aussegnungshalle in München-Riem ablesbar, mit der Meck im Jahr 2000 bekannt wurde. Die Vorgabe der Landeshauptstadt München als Auftraggeber war die Erweiterung des bestehenden alten Friedhofs für neue Grabstelen und die Errichtung einer Aussegnungshalle bei gleichzeitiger Integration in den großflächigen Riemer Landschaftspark. Der Architekt Meck löste diese gemeinsam mit dem Büro der Landschaftsgestalter Lohrer Hochrein durch Aufteilung des 13 Hektar großen Fläche in vier erhöhte, durch Böschungen und Bruchsteinmauern abgegrenzte Inseln.

Der Komplex der Aussegnungshalle ist eine dieser Inseln. Die verschiedenen Räumen und Höfen wurden durch eine Bruchsteinmauer zu einer gesamten Einheit zusammengefasst. Das Ensemble entspricht in der Breite dem östlich gelegenen alten und im Westen liegenden neuen Friedhof und stellt durch eine durchgehende Blickachse zwischen beiden Gottesäcker die Verbindung als Zentrum her. In dieser zentralen Anlage werden die Gebäudeteile durch ein großes, schützendes Betondach wie eine Brücke miteinander integriert.

 

 

In seiner starken Betonung der horizontalen Schichten erinnert das Gebäude an die Präriehäuser von Frank Lloyd Wright. „Es ist ein würdevoller Ort des Abschieds, der Raum gibt für innere Sammlung und Trauer. Die Ruhe der Architektur überträgt sich schnell auf den Besucher“, wie Jürgen Tietz im Tagesspiegel schrieb.

 

 

 

Die Verbindung über den Köpfen der Besucher   findet ein paralleles Band auf dem Boden durch ein Wasserbecken, von der das Licht durch die großen Fenster in die Aussegnungshalle geworfem wird. Die verwendeten Elemente und Materialien – eine gusseiserne Totenglocke, der Natursteine an den Wänden und am Boden, das helle Holz im Innern des Gebäude und an der Decke des Betondachs erzeugen eine ruhige und warme Stimmung.

 

 

 

 

Dominikuszentrum in der Nordheide

Die Anlage
bildet in seiner klaren Gestaltung eine kulturelle und geistige Mitte in dem neu entstandenen Stadtteil der Münchener Nordheide des Abschlusses des Bezirks Feldmoching-Hasenbergl.

„In einer aus Ziegel geschnittenen architektonischen Skulptur gruppieren sich der Andachtsraum und die sozialen und kulturellen Einrichtungen um einen zentralen, kontemplativen Innenhof.
Verschiedene Durchgänge laden zum Betreten oder zum Hindurchgehen ein. Dabei bildet der zum Platz hin orientierte Hauptdurchgang gleichzeitig die Raumhülle für den erweiterten Andachtsraum. Der Andachtsraum ist das sinnstiftende und geistliche Zentrum der Anlage.“

 

 

 

 

 

 

Außer dem Andachtsraum befindet sich in dem nach außen einheitlich erscheinenden Gebäudekomplex  das Pfarr- und Jugendheim mit seinem großen Pfarrsaal und den verschiedenen Gruppenräumen. Links neben dem Hauptdurchgang befindet sich der dreigruppige Kindergarten mit seinen Spielflächen. Im ersten Obergeschoss ist die Jugendstelle für die Dekanate Feldmoching und Freimann angeordnet. Die Räume orientieren sich auf zwei große Dachterrassen, die einen sicht- und lärmabschirmenden Freibereich für die Jugendlichen bieten. Gegenüber der dreigeschossige Gebäudeteil der Caritas mit Mehrzweckräumen, Büros und Verwaltung. Sämtliche Einrichtungen werden von einem Trompetenbaum überstandenen, gemeinsamen Hof aus erschlossen.


 

Prägendes Material der Anlage ist ein besonders hochwertig gebrannter roter Ziegel; ein Torfbrandklinker. „Er steht mit seiner Größe und seiner manuell-haptischen Qualität für den menschlichen Maßstab und für zeitüberdauernde Baukultur und erinnert an das Urmaterial Erde.“ Dabei wurden bewußt unregelmäßige Steine ausgewählt, um die Fassade zu beleben und plastisch erscheinen zu lassen. An den Außenwänden des Andachtsraums sind 300 Kreuze aus Bronze in die Ziegelfassade eingemauert; die Anordnung in Dreiergruppen symbolisiert die Dreifaltigkeit. Diese aus dem Maßstab der Hand entwickelten Kreuze sind auch in den inneren Räumen des Gebäudes als Raumkreuze zu finden.

 

 

 

 

 

St. Nikolaus in Neuried

Eine ähnliche integrale und skulpturhafte Funktion übernimmt am anderen Ende Münchens, in Neuried im Süden das Pfarrzentrum St. Nikolaus ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch die eingesetzten Materialien ähneln die dem Dominikuszentrum in der Nordheide: „Eine aus dem Boden wachsende Stahlbetonstruktur trägt das neue Bauwerk und verbindetes gleichzeitig mit dem Ort: der gestockte und warmtonig eingefärbte Beton zeigt die Kiesel, die den Boden in Neuried bilden. Diese Basis ist mit einem Gewand ausdunkel und unregelmäßig gebrannten Torfbrandklinkern bekleidet. Je nach Lichteinfall zeigen sie ein vielfältiges Spiel von Licht und Schatten, das von weiß glänzend bis schwarz-braun-matt reicht. 
Das Innere des Bauwerks ist durch gut proportionierte Räume mit differenzierten Höhen und eine das Raumkonzept unterstreichende Lichtführung geprägt.“

 

Eine eigene Skulptur bildet das mächtige Großkreuz aus rostrotem Cortonstahl, die die Gebäudeskulptur überragt. Wie bereits in der Aussegnungshalle in Riem wurde auch hier die Glocke als architektonisches und symbolhafter Bestandteil eingesetzt. Der Glockenträger des neuen Gemeindezentrums mit der ehemaligen Glocke des Liebfrauendoms in München ist auf die alte Kirche ausgerichtet.

 

Büro- und Verwaltungsgebäude

Eine Reihe von Büro- und Verwaltungsbauten zeigen wie Andreas Meck durch den phantasievollen und handwerklichen geschickten Umgang mit Materialien charakteristisch eigene Wirkungen auch mit zurückhaltenden und dezenten Einsatz dieser Elemente bewirkt. 

Mit dem Kopfanbau an das bestehende Ziegelgebäude der Stadtwerke München in der Blumenstraße griff Meck zwar die rote Farbe des Bestandsgebäudes auf, ohne jedoch dieses von ihm sonst so gern verwendete Material zu verwenden. Stattdessen verwendete er ein mit Pigmenten eingefärbten Sichtbetonfassade. Die Fenster schließen scheinbar nahtlos an die Betonfassade an und korrespendieren mit dem klar gegliederten Bestandsgebäude. Der Anbau verleugnet jedoch nicht seine faszinierende Eigenart und bildet zusammen mit dem alten Ziegelgebäude eine schlichte, aber interessante Einheit.  

 

 

 

 

 

 

 

 

Für die Munich Re hat der Architekt Andreas Meck eine faszinierende Kombination einer Gründerzeitvilla mit seinem Bau im Stil der klassischen Moderne gewagt.

Der Neu- und Umbau dieses Bürogebäudes am Englischen Garten wird in Verbindung mit der Sanierung einer alten Villa für die Munich Re verwirklicht. Das Gebäude in der Mandlstraße 1 wird in Anlehnung an seine historische Nutzung als Wohngebäude „rückrenoviert“. Das neue Wohnungsgebäude fügt sich in das Straßenbild der Maria-Josepha-Straße ein. Die für die Gegend typische Schwabinger Bauweise mit Vorgartenmotiv wird fortgeführt.

Das neue Bürogebäude der Rückversicherung setzt dagegen die Reihe der bestehenden Solitärbauten entlang der Königinstraße fort. Tradition und Innovation als Leitgedanke der Munich Re wird so aufgegriffen. Der renovierten Villa des Gründerzeitarchitekten Friedrich von Thiersch mit den Konferenzräumen stehen die modern und offen gestalteten Büros gegenüber. Beide Gebäude sind verbunden und bilden das neue Entree an der Mandlstraße. Das neue Haus erscheint nach außen einfach strukturiert, überrascht aber durch seine räumliche Komplexität im Innern. Der Bau wirkt kraftvoll und ist von edelster Materialität: Dunkel eingefärbter Beton in Kombination mit hochwertigem mattierten Edelstahl mit matt schimmernder Oberfläche bestimmen das Bild. Im Inneren wurde Naturstein und edles Holz verwendet.

Ein Netz von Rampen und Räumen durchzieht die gesamte Gebäudestruktur. Eine faszinierende Synthese von neu und alt, von Einfachheit und Komplexität. 2012 soll das Gebäude fertiggestellt sein.

 

 

Material

Der Umgang mit dem Material zeigt sich nicht nur in der Gesamtgestaltung des Gebäudes, sondern auch in den Details:

Naturstein

  • Ziegel

 

 

  •  
  •  
  • Beton

 

 

 

  • Cortonstahl

 

 

 

 

Licht

 

Mecks Bauten kennzeichnet bei all ihrer vermeintlich einfachen Gestaltung ein gewollter Gegensatz aus ungewöhnlichen Materialien und sinnlicher Anmutung“Jürgen Tietz, Tagesspiegel

„Ich setze meine Gestaltungsmittel ganz bewusst ein“, Andreas Meck.