Glitzernde Prismen für Büromenschen
Der Hypo-Turm gilt längst als ein Wahrzeichen Münchens. Gebaut wurde das Gebäude von der Betz Architekten Planungsgesellschaft, die von den Architekten Walther und Bea Betz gegründet wurde.
Das Unternehmen betreibt Büros in München (ab 1957), Würzburg (ab 1965) und Berlin (ab 1988). Bea (Beatrix) Betz wurde am 13. August 1928 in Braunschweig geboren und studierte von 1949 bis 1954 an der Technischen Universität München. Walther Betz, der am 3. März 1929 in Würzburg geboren wurde (er verstarb 2010 in München) studierte etwa zeitgleich wie Bea ebenfalls ab der Technischen Universität München, wo er 1960 auch promovierte.
Das Ehepaar arbeitete seit 1957 zusammen, mittlerweile auch mit ihrem Sohn Oliver Betz als Partner, heute Geschäftsführer von Betz Architekten. Neben Architektur studierte Oliver Betz auch an der Filmhochschule in München. Er hat einige Filme zum Thema Architektur, darunter auch einen über die Arbeit seiner Eltern, gemacht.
Bekanntester Bau der Architekten ist zwar der Gebäudekomplex der Hauptverwaltung der Hypo-Bank. Das Büro hat aber weitere auffallende Büro- und Verwaltungsbauten erstellt. Auf ihren Entwürfen gehen aber auch die Deutsche Botschaft in London (Bild), Schul- und Hochschulgebäude, aber auch Wohnhäuser und -anlagen sowie Kulturbauten, wie beispielsweise das Kurgastzentrum in Bad Reichenhall zurück.
Hypo-Turm in München - Verwaltungsgebäude der HypoVereinsbank am Arabellapark in München (1975-1981)
Ein städtebauliches Wahrzeichen ist das Verwaltungszentrum der Hypo Vereinsbank in Bogenhausen. Der glitzernde, mit Aluminium verkleidete Hypo-Turm sticht nicht nur durch seine Höhe von 114 Meter sondern auch vor allem durch seine eigenartige Gestaltung hervor. Das aus drei Prismen bestehende Bürohochhaus ist im 11. Geschoss auf vier massive Rundtürme aufgehängt.
Der Gebäudekomplex besteht nicht nur aus dem markanten Turm, sondern schließt als zweiteilige Anlage auch flache Basisbauten unterhalb des Turmes mit ein. Hier sind Repräsentations und Sozialeinrichtungen untergebracht. Zur Zeit wird für das Gebäude ein Plan zur Sanierung und zur Umrüstung auf nachhaltiges „Green Building“ ausgearbeitet. Bis zum Jahr 2015 wird zunächst die Fassade des Hochhauses erneuert und dadurch die Energieeffizienz verbessert und der CO2-Ausstoß verringert. Für die Umbauten hat die Bank etwa 175 Millionen Euro veranschlagt. (siehe dazu den Beitrag „Nachhaltiges Lifting“ im „immobilienreport münchen“, Ausgabe 08/11, Seite 08).
Hypo-Erweiterungsbau (1995-1998)
In den 1990er-Jahren erweiterten Betz Architekten den Komplex um ein zusätzliches Gebäude. Dieser terassenförmige abgetreppte Baukörper ist auf den Eingangshof des Hochhauses ausgerichtet. Der gläserne Bau enthält ein überdachtes Atrium. Der amerikanische Künstler Dan Flavin hat unter der Treppe des Innenhofs eine Lichtinstallation angebracht und dabei jedem Geschoss eine eigene Lichtfarbe zugeteilt.
Das Glasdach lässt sich über zwei große Flügel öffnen. Das Äußere ist zudem durch drehbare Glaslamellen geprägt. Diese eine Meter mal 2,8 Meter große Lamellen liegen vor der eigentlichen Bürofassade und verhindern im Sommer eine Aufheizung des Gebäudeinneren und sorgen im Winter für eine Änderung der natürlichen Beleuchtung.
Bürogebäude Nymphe an der Nymphenburger Straße/Stiglmeierplatz (1999-2002)
Die Anlage besteht aus sieben gläsernen Gebäude, die auf einem relativ schmalen Grundstück um einen Innenhof angeordnet sind. Das Torgebäude weist zehn Geschosse auf und erzeugt durch seine spitzwinklige Grundstruktur und die Vollverglasung ein kristallines Erscheinungsbild. Dadurch ist auch für eine gute Beleuchtung und Belüftung der als Einzel- oder Großraumbüro nutzbaren Flächen gewährleistet.
Die anderen Gebäude stehen in schrägen Winkeln zueinander und gliedert dadurch den Freiraum in verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Blickrichtungen auf.
Im Zentrum des Innenhofs befindet sich ein Pavillon-artiger Flachbau, der von einem Wasserbassin umgeben ist. Das fünfeckige Gebäude kann als Café oder als Besprechimhsraum genutzt werden. Der Innenhof erzeugt durch die Begrünung und durch die Wasserführung einer kleinen Oase, die durch die gläsernen Türme weitgehend vom Verkehrslärm abgeschirmt ist.
Werke (Auswahl)
1962: Haus Haury, Sibichhausen am Starnberger See
1964: Haus Dr. Reinäcker, Volkach
1970: Deutscher Pavillon Expo Osaka, Osaka, Japan
1970: Haus Teuberhahn, Gambach am Main
1975: Lise-Meitner-Gymnasium, Unterhaching
1975: Hörsaalgebäude Universität Würzburg, Würzburg
1978: Deutsche Botschaft, London, Großbritannien
1980: Haus Haury II, Sibichhausen am Starnberger See
1981: Hauptverwaltung Hypo-Bank (HVB-Turm), Parkstadt Bogenhausen, München
1982: Wohnanlage Schleißheimer Straße, München
1985: Haus Scharf, Reutlingen
1988: Kurgastzentrum, Bad Reichenhall
1988: Reihenhausanlage Am Haidelweg, München
1991: Gebäude für die Bayerische Landeszentralbank, Würzburg
1998: Hypovereinsbank Erweiterung, Parkstadt Bogenhausen, München
2003: Bürozentrum Nymphe, Maxvorstadt, München
2005: Mensa mit Ganztagsbetreuung, Unterhaching
2007: U-Bahnhof OEZ, Moosach, München
ohne Jahresangabe:
Haus Zimmermann, Feldafing am Starnberger See
Jugendfreizeitheim, Pasing, München
Haus Schäfer, Würzburg
Volksschule, Rottendorf
Landeskriminalamt Berlin, Tempelhof,Berlin
Reihenhaussiedlung Falkenhöh, Falkensee
Schutzdach Göbekli Tepe, Türkei
Kindertagesstätte, Laim, München
Weitere Informationen
Nur knappe Information bietet der Internetauftritt des Architekturbüros. Dort werden allerdings auf Bücher und Filme von und über Betz Architekten verwiesen.
Quellen: Winfried Nerdinger: Architekturführer München (über den Hypo-Turm); Nicolette Baumeister: Architektur neues München (über das Bürogebäude in der Nymphenburger Straße; Betz Architekten, archInform, wikipedia
Bildnachweis: Ulrich Lohrer