Ludwigsvorstadt: David Chipperfield gestaltet Karstadtkomplex neu

Nach dem Sieg bei dem Architektenwettbewerb, wird der 2017 von der Signa Real Estate erworbene Komplex zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz nach Plänen des Büros David Chipperfield Architects mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten vollkommen neu gestaltet. 

 

Der Neubau in der Schützenstraße zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz in der Ludwigsvorstadt des zweiten Münchner Stadtbezirks wird mit einer charakteristischen Stahl-Glas-Fassade und mehrere begrünte Terrassen in unterschiedlicher Höhe entstehen. Der Neubau, der deutlich offener wirkt als der monolithische Bestand, überzeugte die Jury unter anderem wegen seiner Leichtigkeit und weil er sich besonders gut in die Umgebung fügt.

Dem Architektenwettbewerb ging eine Vorstudie voraus, mit der das Büro allmannwappner (zu dem Zeitpunkt noch Allmann Sattler Wappner) betraut wurde, aus der auch die Vorgaben für den Realisierungswettbewerb resultierten. Vorgegeben für den Wettbewerb waren demnach die Gliederung und Durchgangssituationen sowie eine intensive Landschaftsplanung, um den vom Bauherrn Signa Real Estate avisierten Zielen „Nachhaltigkeit, Mobilität und Klimaschutz“ so nahe wie möglich zu kommen. Die Auswahl und Einladung der elf teilnehmenden Büros erfolgte in Abstimmung mit der Stadt München. Die Jury unter Leitung von Ludwig Wappner vergab folgende Preise:

 

1. Preis: David Chipperfield Architects (Berlin) mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten (Berlin).  

 2. Preis: BIG Partners Limited (London) mit realgrün Landschaftsarchitekten, Gesellschaft von Landschaftsarchitekten und Stadtplanern (München)


3. Preis: Snøhetta (Osla/Innsbruck) mit Keller Damm Kollegen Landschaftsarchitekten Stadtplaner (München).

 

Die Wettbewerbsergebnisse der Preisträger sowie der anderen teilnehmenden Büros werden von Donnerstag, 17., bis Donnerstag, 24. Februar, im 5. Stock des Kaufhauses Oberpollinger an der Neuhauser Straße 18 ausgestellt (zugänglich zu den normalen Öffnungszeiten).

Vom bisherigen Karstadt an der Schützenstraße, der bislang mit rund 36.000 Quadratmetern Verkaufsfläche einer der größten Kaufhauskomplexe Deutschlands war, bleibt nur das historische Warenhaus von Hermann Tietz („Hertie“) am Bahnhofplatz erhalten. Dieser 1904/1905 nach Entwürfen von Max Littmann errichtete Bau wird derzeit saniert und dann weiterhin als Kaufhaus genutzt. Der 1971 eröffnete Erweiterungsbau, der bis zum neuen Hotel Königshof von Nieto Sobejano Architectos fast bis zum Karlsplatz reicht, weicht dagegen dem Neubau, in dem Flächen für Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen und Büros geplant sind. Für die Fußgänger soll es eine neue Passage zwischen Schützen- und Prielmayerstraße geben. Im ersten Untergeschoss ist eine durchgängige Ladenzeile vom Hauptbahnhof bis zum Karlspaltz vorgesehen.

 

 

Das Projekt

Das Areal des Karstadt am Hauptbahnhof soll sich in den kommenden Jahren stark verändern: Während das denkmalgeschützte Kaufhaus am Bahnhofplatz umgebaut und saniert wird, soll der Erweiterungsbau zwischen Schützen- und Prielmayerstraße abgebrochen und durch einen mehrgeschossigen Neubau ersetzt werden. Im Untergeschoss ist eine durchgehende Passage zwischen den Sperrengeschossen von Hauptbahnhof und Stachus geplant. Für die Realisierung des Projekts ist ein neuer Bebauungsplan notwendig, dessen Aufstellung der Stadtrat am 23. Juni 2021 beschlossen hat. Darüber hinaus hat der Ausschuss die Investorin damit beauftragt, einen Ideen- und Realisierungswettbewerb für das geplante Projekt durchzuführen.

Die Umstrukturierung des Karstadt-Komplexes bietet die Gelegenheit, das gesamte Quartier städtebaulich zu stärken und einen urbanen Stadtbaustein von hoher Qualität zu entwickeln. Der Aufstellungsbeschluss legt unter anderem folgende Ziele für die Planung fest: Es soll ein neues Quartier entstehen, das offen, durchlässig und nutzungsgemischt ist und sich in den baulichen Kontext der Umgebung einpasst. Neue Fußwege zwischen Schützen- und Prielmayerstraße, attraktive Nutzungen der Erdgeschossbereiche, viel Grün, neue Bäume, Sitzgelegenheiten und öffentliche Dachgärten sollen das Quartier beleben und für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. Die Arkaden entlang der Schützenstraße und der Prielmayerstraße sollen bestehen bleiben.

Der Neubau soll durch Innenhöfe mit multifunktional nutzbaren Grün- und Freiflächen aufgelockert werden. Zudem ist geplant, umweltgerechte und energieeffiziente Mobilität zu fördern, zusätzliche Fahrradabstellplätze zu schaffen und die Prielmayerstraße barrierefrei und offen zu gestalten, ohne jedoch den Tramverkehr einzuschränken. Das endgültige Architektur- und Freiraumkonzept für das geplante Bauvorhaben sowie Vorschläge für die Gestaltung der daran angrenzenden öffentlichen Straßenräume werden in einem Planungswettbewerb entwickelt.

Die Wettbewerbssieger greifen dabei auf verschiedene nachhaltige Baumaterialien zurück: „Das durchgehende Erdgeschoss, eine Pfeilerhalle mit sichtbarer Konstruktion aus Recyclingbeton, verbindet die Prielmayerstraße und die Schützenstraße über zwei Passagen. Zu beiden Straßen hin laden Pfeilerarkaden Passant*innen zum Besuch von kulturellen Angeboten, Läden, Cafés und Restaurants im Gebäude ein. Grüne Freiräume mit zahlreichen Sitzgelegenheiten öffnen sich zum Straßenraum. Sie gliedern den Gebäudekomplex und geben ihm Maßstäblichkeit. Oberhalb der Pfeilerhalle liegen Baukörper unterschiedlichen, nach oben hin zunehmend kleinteiligeren Maßstabs. Dazwischen entstehen auf mehreren Ebenen großzügig begrünte Terrassen und eine intensiv bepflanzte, öffentlich zugängliche Dachlandschaft. Die Bürobereiche in den Obergeschossen sind als Holzhybridkonstruktion vorgesehen, umhüllt mit einer Fassade aus grün eloxierten Aluminiumprofilen.“ (David Chipperfield Architects).

Quellen: Pressemeldungen Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München, David Chipperfield Architects

Bildnachweis: Visualisierungen von © David Chipperfield Architects