Vom Bäckersohn zum Stararchitekten

Gabriel Seidl wurde am 19. Dezember 1848 in München als Sohn eines Bäckers geboren. Als er starb, war er in den Adelstand erhoben, Ritter des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste und Ehrenbürger der Städte München und Speyer.

 

Als Münchens bekanntester Architekt seiner Zeit entwarf Gabriel von Seidl nicht nur die Bayerische Nationalmuseum, sondern auch das Deutsche Museum. Er war mit Künstlern wie Lenbach und Kaulbach befreundet und kannte die Reichen und Mächtigen bis hin zum Kaiser.

Der Aufstieg vom Bäckersohn zum Architekturpapst ist eine der faszinierenden Karrieren in der wilhelminischen Zeit, aber doch nicht so erstaunlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Sein Vater Anton Seidl war zwar Bäcker, aber ein sehr wohlhabender. Die Mutter Gabriel Seidls war Therese Seidl, Tochter des damals bekannten und noch reicheren Bierbrauers Gabriel Sedlmayer. Die Sedlmeyers hatten Anfang des 19. Jahrhundert die kleinste Münchner Brauerei, die Spatenbrauerei, erworben und durch den Erwarb anderer Brauereien diese kräftig ausgebaut. 1867 war Spaten die größte Brauerei Münchens. Obwohl also aus einer reichen Familie, studierte Gabriel Seidl (Bild links) zunächst fortschrittlich-praktisch zunächst Maschinenbau an der Polytechnischen Schule in München und arbeitete einige Zeit als Maschinentechniker in England. Dort stellte er fest, dass seine eigentliche Begabung auf dem Gebiet der Architektur lag, studierte an der Münchner Akademie Architektur, unterbrochen von einem Kriegseinsatz als Freiwilliger im deutsch-französischen Krieg 1870/71.

Seidl suchte neben dem Studium den Kontakt zu Münchner Künstlern, die neben den technischen Seite seinen opulenten Münchner Architekturstil mitprägten. So eröffnete er nach einem längeren Studienaufenthalt in Rom 1878 ein Atelier für Innendekoration und wurde Mitglied des 1851 gegründeten Münchner Kunstgewerbevereins. Dort fand er schnell die Wertschätzung der zugehörigen Künstler wie Lorenz Gedeon, Rudolf von Seitz und Fritz von Miller. Über Künstlerkreise erhielt er auch Kontakt zu dem bekannten Münchner Malers Franz von Lenbach (Bild links). Zusammen mit ihm gestaltete er die Lenbach Villa am Königsplatz. Der Bau der Villa macht auch Seidl bekannt, der in der Folgezeit weitere Künstlervillen, wie etwa für Friedrich August von Kaulbach, und repräsentative Wohnhäuser in München baute.

Neben München, lag in Bad Tölz ein weiterer Schwerpunkt von Seidls Arbeiten. Er wurde allerdings weit über Bayerns Grenzen für die Errichtung größerer Bauten beauftragt. So erstellte er das Historische Museum in Speyer und das neue Rathaus in Bremen.  Zudem engagierte er sich für den Erhalt und Gestaltung von Landschaften und Parkanlagen in München. 1902 gründete er im Künstlerhaus den Isartalverein, um nach der Errichtung der ersten Kraftwerke der Isarwerke die weitere Zerstörung des Isartals durch Boden- und Bauspekulanten zu verhindern und war auch an der Umgestaltung des Bavariaparks beteiligt.

Zu den größten Projekten gehörten aber bereits Mitte der 1890er Jahre der Bau des Bayerischen Nationalmuseums an der Prinzregentenstraße. Etwa ein Jahrzehnt später folgte mit dem Baubeginn des Deutschen Museums auf der ehemaligen Kohleinsel in der Isar Gabriel von Seidls größtes Projekt. Der Bau von Münchens größtem Museum war der Initiative von Oskar von Miller (Bild links) zu verdanken, der selbst einer Familie von Künstlern und Technikern entstammte. Über Millers Bruder Fritz, einem Freund von Gabriel Seidl, bestand schon seit längerem Kontakt zu Oskar von Miller. So stellte beispielsweise Oskar von Miller die Sammlung des Deutschen Museums vor dem Bau des eigentlichen Museums-Gebäude bereits in dem von Seidl erbauten Bayerischen Nationalmuseum aus. Den Auftrag für das Museumsgebäude auf der Kohleinsel erhielt Gabriel Seidl jedoch in Folge eines Architektenwettbewerbs. Bereits 1900 war Gabriel Seidl durch Verleihung des Bayerischen Kronenordens in den Adelsstand erhoben und 1908 zum Ritter des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste ernannt.1913 wurde zum Ehrenburger von München ernannt. Sein größtes Projekt, die Errichtung des Deutschen Museums, konnte Gabriel von Seidl selbst nicht vollenden. Als er am 27. April in Bad Tölz stab, führte sein Bruder Emanuel von Seidl,  ebenfalls Architekt, diese Arbeit zunächst weiter.

Gabriel von Seidl ist neben Friedrich von Gärtner, Gottfried Semper und Friedrich von Thiersch nicht nur einer der wichtigsten Vertreter des Historismus, er hat mit seinen öffentlichen Bauten und seinen Villen und Wohnhäusern auch das Erscheinungsbild Münchens stark geprägt.

 

 

Lenbachvilla, (1887-1891)

Der Platz, an dem Franz von Lenbach seine Villa erbauen ließ, wurde von ihm absichtsvoll gewählt. Direkt gegenüber dem von Leo von Klenze entworfenen klassizistischen Königsplatz mit den Propyläen schuf er sich eine Residenz, die er zu einem Zentrum der Kunst in München machen wollte. In der Nachbarschaft hatten sich der Kunstmäzen, Adolf Friedrich von Schack, der Dichter Paul Heyse und andere Künstler und Kunstfreunde niedergelassen.

Lenbach wollte seine Villa selber gestalten, benötigte allerdings die Hilfe eines professionellen Architekten. Er entschied sich für den in Künstlerkreisen verkehrenden Gabriel Seidl. Seidl wählte für die Villa einen L-förmigen Grundriss: den Atelierbau an der Brienner Straße, der 1888 fertig gestellt wurde, und dem 1890 fertig gestellten Hauptbau. Vor den beiden Gebäuden wurde ein durch Brunnen gegliederter Garten angelegt. Bau und Garten, eine späte Blüte des Historismus, sind im Großen und Ganzen der italienischen Renaissance nachempfunden, mit vielen dekorativen Elementen nach antiken Vorlagen. Möglicherweise ließ sich Lenbach auch von der Residenz von Peter Paul Rubens in Antwerpen, die er 1877 besucht hatte, beeinflussen.

Die reiche Innenausstattung umfasste antike Skulpturen, mittelalterliche Malereien, Gobelins und Teppiche, aber auch Kopien von antiken Kunstwerken. 1892 nahm der außer Dienst gestellte Reichskanzler Otto von Bismarck vom Balkon der Villa aus die Ovationen der Münchner Bevölkerung entgegen. Lenbach kannte Bismarck, für den er einige Porträts hergestellt hatte, persönlich. 1900 wurden Atelier- und Haupthaus durch einen harmonisch sich einfügenden Zwischentrakt miteinander verbunden.

Bekannt ist heute die Lenbach Villa als Ort einer der bedeutendsten Kunstsammlungen Münchens. 1924 verkaufte Charlotte (Lolo) von Lenbach, die Witwe des bereits 1904 verstorbenen Franz von Lenbach, das Haus an die Stadt München. Nach dem Abschluss der Verhandlungen schenkte sie der Stadt eine große Zahl von Kunstwerken aus dem Inventar des Hauses. Diese Bilder, und ein umfangreicher Bestand von Gemälden Lenbachs, bildeten den Grundstock für eine neue städtische Galerie. Ein Jahr nach Kauf der Villa stellte die Stadt einen Geldbetrag für den Kauf weiterer Kunstwerke zur Verfügung, der sich in den folgenden Jahren jeweils verdoppelte. Die Stadt ließ durch den Architekten Hans Grässel einen weiteren Gebäudeflügel (Bild links), den Nordflügel gegenüber dem Ateliertrakt errichten. Grässel entschied sich für eine zurückhaltende historisierende Formensprache, angepasst an den im Stil der anderen Gebäudeflügel.

1929 wurde das neue Lenbachhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Durch eine weitere Schenkung wurde die Lenbach Villa zu einem Museum mit Weltgeltung: 1957, zu ihrem 80. Geburtstag, schenkte Gabriele Münter der Stadt einen großen Teil des Lebenswerkes ihres Lebensgefährten Wassily Kandinsky: mehr als 90 Ölbilder, mehr als 330 Aquarelle und Zeichnungen, Skizzenbücher, Hinterglasbilder, sowie den größten Teil seiner druckgrafischen Arbeiten. Hinzu kamen 25 Gemälde, viele Zeichnungen und Grafiken von Münter selbst sowie eine Sammlung von Fotografien des Künstlerpaares und seiner Freunde. Des Weiteren gehörten viele Werke von befreundeten Künstlern Alexej von Jawlensky, Franz Marc, August Macke und Marianne von Werefkin zur Schenkung. 

Anfang der 1990er-Jahre eine wurde eine Erweiterung des Museums notwendig. In einem Hohlraum in der  U-Bahnhaltestelle Königsplatz wurde von den Münchner Kiessler + Partner Architekten 1992 - 1994 der unterirdische Kunstbau errichtet.  2009 begannen zudem die Arbeiten für einen Erweiterungsbau durch den britischen Architekten Norman Foster. Er wird auch eine Lobby enthalten, die die Funktion eines neuen Empfangsbereichs für die Sammlungs- und Ausstellungsräume übernimmt. Die Lenbach Villa ist deshalb bis zum Frühjahr 2013 geschlossen. Im Kunstbau finden aber weiterhin Ausstellungen statt.

 

Künstlerhaus am Lenbachplatz (1893-1900)

 

Die Idee zum Projekt „Künstlerhaus“ entstand Ende des 19. Jahrhundert im Umfeld der Münchner Künstlergesellschaft Allotria. Gabriel Seidl entwarf dieses Vereinshaus der Münchner Künstlerschaft als mehrteiligen Gebäudekomplex am heutigen Lenbachplatz in der Nähe zum Karlsplatz. Das Künstlerhaus wurde nach der Grundsteinlegung im Jahr 1893 erst 1900 durch Prinzregent Luitpold eingeweiht.

Dem historistischen Kernbau schließen sich zwei niedere Flügelbauten um einen Innenhof an. Das Äußere richtet sich nach der deutschen Rennaissance.

 

Im Inneren griff Seidl auf die italienische Renaissance zurück. Künstlerfeste, Maskenbälle und Festbankette, zum Teil durch die Künstlerfürsten Franz von Lenbach, Friedrich August von Kaulbach und Franz von Stuck selbst gestaltet, dienten der Begegnung zwischen Kunst und Gesellschaft. Das Vestibül mit Treppe sowie das opulent verzierte „venezianische Zimmer“ sind trotz der baulicher Änderungen durch Woldemar Brinkmann 1937, den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und einem vereinfachten Wiederaufbau durch den Architekt Erwin Schleich erhalten. 

Während der Hauptbau und Innenhof weiterhin als Veranstaltungsraum für künstlerische Ereignisse dient, wird der niedere Flügelbau entlang des Lenbachplatzes für gastronomische Zwecke genutzt. Nachdem  lange Jahre das Schweizer, wird es nun von der „L´Osteria im Künstlerhaus“ bewirtschaftet.

 

 

 

Bayerisches Nationalmuseum (1894-1899)

An der neuen Prachtstraße, der Prinzregentenstraße, erhielt Seidl den Auftrag das Bayerische Nationalmuseum zu erbauen. Als malerischer Übergang von der bebauung des Lehels zum Englischen Garten konzpierte der Architekt ein historistisches Gebäude für die kunstgeschichtlichen und volkskundlichen Sammlungen Bayerns. Äußerlich verbindet der Bau die verschiedenen Stilepochen der Ausstellungsstücke im Innern des Gebäudes durch eine phantasievolle Kombination der Romanik (Ostflügel), Barock (Turm des Mittelbaus) Renaissance (Westflügel) und Rokoko (westlicher Kopfbau). Der gesamte Bau ist als Sammlung von „Zitaten“ der einzelnen Stilepochen angelegt. „Diese formalen wie inhaltlichen Beziehungen ließen ein Gesamtkunstwerkim Sinne des 19. Jahrhunderts entstehen.“ (Winfried Nerdinger: Architekturführer München, Seite 77)

1937 ergänzte der Architekt die Anlage durch den Bau eines Studiengebäudes für die nationalsozialistische Umgestaltung der „Stadt der Bewegung.“ Inm Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Museums, wie die Barockkapelle an der Himbselstraße, zerstört. Seit 1977 werden an dem Gebäude Sanierungsarbeiten durchgeführt. 

 

Ruffinihaus am Rindermarkt (1903-1905)

Beim Ruffinihaus handelt es sich eigentlich um eine Gruppe von drei Häusern (auch bekannt als Ruffinihäuser) im Angerviertel der Altstadt. Der Gebäudekomplex wurde nach Johann Baptista Ruffini, einem in Meran geborenen Salzhändler, der es in München zu Reichtum gebracht hatte, benannt. Seidl errichtete das Gebäude von 1903 bis 1905 an der Stelle des 1808 abgetragenen nach Ruffini benannten Turms der ersten Münchner Stadtbefestigung. Das dreiseitige Haus, das an die Sendlinger und die Pettenbeckstraße grenzt, steht an dem ursprünglichen Hang zum historischen.

Der Bau wird von Kunsthistorikern als „romantisch-heimatliche Stimmungsarchitektur höchsten Niveaus zur Interpretation eines unter malerischem Ideal begriffenen historisierenden Altstadtbildes“ beschrieben. In der um 1800 errichteten Vorgängerbau mit vier Stockwerken im Stil des Barocks befanden sich eine Vielzahl kleiner Ladengeschäfte. Im Rahmen einer erneuten Straßenerweiterung kaufte die Stadt 1898 das Grundstück an und schrieb einen Architekten-Wettbewerb aus. Gegen den Entwurf eines großen Warenhauses setzte sich Gabriel von Seidl durch, der unter dem Namen „Drei Häuser“ eine Blockbebauung vorschlug, die den Eindruck einer kleinteiliger Substanz erweckt und die einzelnen Ladengeschäfte der Vorgängerbebauung aufgreift.

 

 

Um einen zentralen, dreieckigen Hof gruppieren sich die drei einzelnen Häuser mit unterschiedlichem Charakter. Die vielgestaltige Dachlandschaft trägt zur zur Gliederung des Baukörpers bei und vermittelt den Eindruck dreier unabhängiger Bauten. Der Kopfbau ist zum Marienplatz ausgerichtet. Im Westen folgt die Fassade mit konvexer Form der Sendlinger Straße, der Flügel im Osten zum Rindermarkt ist gerade. Über dem Ladengeschoss mit seiner Fassade aus Muschelkalk kragt ein Vordach hervor, unter dem Raum für Ladenschilder gelassen wurde. Die Fassade der Obergeschosse ist mit Stuckaturen und Flachreliefs von Julius Seidler und Philipp Widmer geschmückt. Sie zeigen Allegorien von Tugenden und Berufen, sowie Symbole für Berufe und Stände. 

1944 wurde das Ruffinihaus stark beschädigt und 1954/55 von dem Architekten Erwin Schleich mit einigen Änderungen wieder aufgebaut. 1973 und 2008/09 erfolgten Sanierungen. In den ehemaligen Wohnungen der Obergeschosse befinden sich nun die städtische Verwaltung, darunter das Tourismusamt der Stadt München. Im Erdgeschoss sind Ladengeschäfte untergebracht.

 

 

Deutsches Museum (1906 begonnen)

Die Existenz des Deutschen Museums ist ohne der Initiative und Engagement seines Gründers, dem Bauingenieur Oskar von Miller, nicht denkbar eng verwoben. Miller erbaute 1884 in München das erste Elektrizitätswerk in Deutschland und nutzte seine Kontakte für seine Vision eines Technikmuseums zu befreundeten Unternehmern oder bekannten Persönlichkeiten wie Rudolf Diesel, Walther Rathenau (AEG), Max Planck, Hugo Junckers und Carl von Linde.

 

Seine Vorstellungen bestimmten maßgeblich die Konzeption der Sammlungen. Er nutzte sein organisatorisches Talent erfolgreich zur Anwerbung von Geldgebern und Unterstützern. Wann Miller sich erstmals ernsthaft mit Plänen für ein Technisches Museum befasste, ist unbekannt. Bei der Konzeption des Museums konnte sich Miller auf seine Erfahrungen aus der Organisation der beiden elektrotechnischen Ausstellungen in München (1881) und Frankfurt (1891) stützen. Der Bau des Museums gingen maßgeblich auf Millers Initiative und sein Organisationstalent zurück. Gabriel von Seidl gewann 1906 die Ausschreibung für den Museumsausbau mit seinem Entwurf (Bild links)  wo bereits am 13. November der Grundstein für den Neubau gelegt wurde.

 

 

Bald verzögerte sich der Bau jedoch wegen des schwierigen Untergrundes der Kohleninsel. Aufgrund des Schwemmsand-Bodens mussten mehrere tausend Betonpfähle in den Boden getrieben werden, um das Fundament zu stabilisieren. Am 5. Oktober 1911 fand das Richtfest des Museumsneubaus statt. Die Eröffnung wurde 1912 für das Jahr 1915 geplant und später auf 1916 verschoben. Als 1913 Gabriel von Seidl starb, führte bis zu seinem Tod 1919 sein Bruder Emanuel von Seidl fort. Nachfolger von Emanuel von Seidl wurde der Architekt Oswald Bieber. Kriegsbedingt mussten jedoch die Bauarbeiten 1916 unterbrochen werden. Trotz alledem wurde der Neubau des Deutschen Museums am 7. Mai 1925 – zu Oskar von Millers 70. Geburtstag – mit einem pompösen Fest eröffnet.

Das Deutsche Museum war eines der ersten größeren Gebäude, die aus Stahlbeton errichtet wurden. Die Verwendung dieses damals noch neuen und fortschrittlichen Baumaterials wurde bewusst gewählt, um den Stand der Technik aufzuzeigen.

Nach Fertigstellung der von Gabriel von Seidl geplanten Gebäudeteile wurde das Deutsche Museum in den Folgejahren noch erheblich erweitert. Auf Wunsch von Oskar von Miller wurde gegenüber dem Eingang 1928 bis 1932 von German Bestelmeyer das Gebäude der umfangreichen Bibliothek sowie einem Kongressgebäude errichtet. 1933 gab Miller die Leitung des Museums ab und starb bereits ein Jahr später. Die von dem neuen Museumsdirektor in Auftrag gegebene Krarftfahrzeughalle ist vom nationalsozialistischen Baustil geprägt. Da im Gebäude während des Krieges die Organisation Todt untergebracht war, trug auch das Deutsche Museum schwere Kriegsschäden davon. Sie wurden Ende der 1950er Jahre mit leichten baulichen Veränderungen beseitigt, auch erstellte der Architekt Paolo Nestler in dieser Zeit einen Verbindungsbau zur Kraftfahrthalle. 1965 überbaute Franz Hart die bislang offenen Bibliothekshöfe und zwischen 1972 bis 1982 wurden nach Plänen von Sep Ruf die Halle für Luft- und Raumfahrt an den Hauptbau erstellt. Seit 1993 und nach einem Umbau wird der Kongreßsaal als "Forum der Technik" mit Kino und Sternwarte genutzt.

In den nächsten Jahren steht eine umfassende Sanierung des Deutschen Museums an. Der Bund und das Land Bayern sowie private Sponsoren wollen dafür 400 Millionen Euro bereitstellen.

 

 

Bad Tölz

Neben München, war Bad Tölz die zweite Stadt an der Isar, in der gabriel von Seidel gestaltend tätig war. Seidl entwickelte hier den bayerischen Heimatstil, der in seiner umfassenden Gestaltungsidee vom Dach bis zur Fassaden eine eigene Verspieltheit in Farbgebung und Struktur umsetzte, die bereits in dem – allerdings mehr städtisch ausgerichteten – Ruffinihaus erkennbar ist.

Die Marktstraße

Die 400 Meter lange, gekrümmte und zur Isar hin abfallende Straße ist der Stolz der Tölzer. Gabriel von Seidl hab der Straße ein neues Gesicht, indem er Fassaden, Giebel und Struktur der Häuser umgestaltete und sein stadtplanerisches Konzept des Heimatstils umsetzte. Durch die Umgestaltung sind die ehemals barocken Fassaden nur noch im Kern barock.

 

 

Rathaus

Besonders auffallend in Größe und Gestaltung ist das ehemalige Rathaus und das Heimatmuseum. Das alte Rathaus ist mit dem Holztürmchen ausgestattet und fällt dadurch von anderen Gebäuden der Marktstraße auf (Bild rechts). Seitlich gegenüber befindet sich das ehemalige Rathaus mit seinen spätbarocken Portalen. Heute ist dort das Heimatmuseum untergebracht.

 

 

 

 

Kurhaus 

Das Kurhaus in Bad Tölz wurde nach den Plänen Gabriel von Seidls 1914 fertig gestellt, als der Architekt bereits verstorben war. Es befindet sich auf dem Gelände links der Isar im gelände des Kurbetriebs. Das großzügige Gebäude weist einen großen Kursaal auf und wird heute als Gastronomiebetrieb genutzt.

 

 

Literatur:

Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München, Mitte, Band 1-3

Winfried Nerdinger (Hrsg.): Architekturführer München, 3. Auflage, München 2006