Garching: Henn plant 253-Millionen-Euro-Fakultät EI

Die beiden Fakultäten der Technischen Universität München (TUM) werden in den nächsten Jahren vom Stammgelände in München auf den Forschungscampus Garching umziehen. Den ersten Preis des ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs für das neues Fakultätsgebäude hat Henn gewonnen

 

Für das neue Fakultätsgebäude der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik (EI) hatte das Staatliche Bauamt München 2 einen Wettbewerb auf der Grundlage des Masterplans "Science City Garching" der KCAP Architects & Planners ausgelobt. Mit dem Neubau im Hochschul- und Forschungszentrums im Nordosten Garchings sollen die Rahmenbedingungen für Spitzenforschung auf internationalem Niveau geschaffen und die Bildung von Forschungsschwerpunkten in Form von Centers of Competence (CoC) infrastrukturell unterstützt werden. Durch eine systematische Gruppierung von Professuren werden Einrichtungen auch effizienter nutzbar. Ein Beispiel dafür ist der Reinraumkomplex im 1. Bauabschnitt, der von allen Technologie-Professuren betrieben wird. Auch bei den Werkstätten erfolgt eine Konsolidierung. Geplant ist jeweils ein Werkstattblock im ersten und einer in den weiteren Bauabschnitten, die dann möglichst räumlich angrenzend realisiert und in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Forschungseinrichtungen, die massiven Bedarf an Werkstattleistungen haben, platziert werden sollen. Dabei handelt es sich um folgende Forschungseinrichtungen: CoC Power Engineering, CoC for Robotics, CoC Electronic, CoC Optielectronic und Hybrid Devices, CoC Bio-X Electronic for Life-Sciences. Der Neubau-Komplex soll im westlichen Teil des Forschungsgeländes in Garching auf insgesamt etwa 45.000 Quadratmetern entstehen. Der erste Bauabschnitt umfasst 7.000 Quadratmeter.

Wettbewerbsergebnisse

Für den Wettbewerb wurden insgesamt 20 Arbeiten eingereicht. Das Preisgericht unter Vorsitz des Berliner Architekten Professor Volker Staab vergab vier Preise und vier Anerkennungen:

1. Preis: Henn, München, mit Schegk Landschaftsarchitekten, Memmingen

2. Preis: Doranth Post Architekten, München

3. Preis: Ackermann + Raff Architekten, Tübingen mit Glücl Landschaftsarchitektur, Stuttgart

4. Preis: Code Unique, Dresden mit Rehwald Landschaftsarchitekten, Dresden

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene Gruppierung der Baukörper nimmt die im Masterplan vorgegebene Konturpräsenz des Baufeldes für die Fakultät EI auf. Die 4 Baukörper werden durch einen überdachten Kommunikationsbereich zusammengefasst, der die großen Hörsäle aufnimmt und Zugänge von Süden, Westen, Norden und Osten definiert und damit der Fakultät eine Adresse gibt. Die Durchwegung des EI Quartiers stärkt die Kommunikation und baut Verbindungen zu den angrenzenden Wissenschaftseinrichtungen auf. Die im Ideenteil vorgeschlagenen Platzierungen der Hauptfunktionen des 2. und 3. Bauabschnittes sind richtig verordnet. Die gemeinsamen Funktionen wie Hörsäle und Bibliothek, aber auch das Parken in zurückhaltender Position werden beispielhaft positiv genannt. Die Baudichte ist relativ hoch, wird aber durch die Eingangshöfe, die Innenhöfe und die Gründächer relativiert. Der großzügige Eingangsbereich bietet eine gemeinsame Zone für Konferenzen, Events oder Ausstellungen und ist zugleich auch Wetterschutz für die Vernetzung aller Bereiche der Fakultät. Die technische und architektonische Umsetzung des großen Daches ist nicht dargestellt.

Die bauliche Umsetzung ist nicht unproblematisch. Es fehlt auch eine Erläuterung zur angedeuteten Photovoltaiknutzung. Die Kommunikationsbereiche des 1. BA wie Seminarräume, Hörsaal oder studentische Arbeitszonen werden über einen großzügigen, einladenden Eingangsbereich zusammengefasst. Die Werkstätten, die Halle und die Reinräume und Prozessräume sind funktional richtig im Erdgeschoss angeordnet, verknüpft und gut von Norden und Westen anlieferbar. Dabei werden die technisch hochinstallierten Bereiche (Halle und Reinräume) konsequent als eigene Baukörper nach Westen vorgelagert. Die Laborbereiche, Seminarräume und Bürozonen sind in den Obergeschossen richtig um 2 Innenhöfe angeordnet und bieten hohe Flexibilität. Die langen Flure könnten einen höheren Erlebniswert aufweisen und die Kommunikationsmöglichkeit für das informelle Gespräch könnte verbessert werden. Die Technikflächen sind richtig angeordnet. Die Fassade überspannt in leichter und präziser Weise die hochtechnisierten Gebäude. Dabei handelt es sich um eine wirtschaftliche und konventionelle Fassade mit massiven Brüstungen. Baukörper und Fassade sind maßstäblich und gut proportioniert. Die frei eingestellten Hörsäle stehen in einer spannungsvollen Beziehung zu den Institutsbaukörpern. Die Kennwerte liegen durchschnittlich im wirtschaftlichen Bereich. Der systematische Stahlbetonskelettbau und die klare Baukörperkonzeption ermöglichen eine wirtschaftliche Erstellung. Die Wirtschaftlichkeit der Überdachung des Platzes muss hinterfragt werden hinsichtlich Konstruktion und Nutzung für alternative Energien. Dabei ist auch das Innenklima zu bedenken. Die Arbeit überzeugt durch ein klares städtebauliches Konzept, eine flexible und funktionelle Organisation der Funktionen und eine überzeugende Fassadengestaltung.

Zeitplan der Realisierung

Der Baustart für den ersten Bauabschnitt in Garching mit einem Volumen von 53 Millionen Euro ist für 2018 geplant. Ende 2019/Anfang 2020 sollen dann zunächst zehn der aktuell 45 Professuren in die neuen Gebäude einziehen. Die Kosten für den zweiten und dritten Bauabschnitt werden auf 200 Millionen Euro geschätzt.

Ausstellung der Entwürfe und Modelle des Wettbewerbs

Zeit: Ausstellung vom 31.5. bis 12.6.2016

Ort: Magistrale der Fakultät für Maschinenwesen, Boltzmannstraße 15, 85748 Garching bei München

Quellen: Preisgericht, http://www.competitionline.com/de/beitraege/121408

Bilder: Visualisierungen und Lageplan Copyright Henn GmbH