
Georg Hauberrisser: Der Baumeister des Münchner Rathauses
Mit erst 25 Jahren gewann der Architekturstudent Georg Hauberrisser den Wettbewerb des Neuen Rathauses in München. Der Grazer wurde damit schlagartig berühmt. Als gilt als einer der Hauptvertreter der späten Neogotik.
Georg Hauberrisser (Bild links, um 1900) wurde am 19. März 1841 in Graz als Sohn des aus dem Rheingau stammenden Baumeisters Georg Hauberrisser senior (1791 – 1875) geboren. Seine Mutter Juliane, geborene Röckenzaun (1815–1889), stammte aus dem steierischen Mureck.
Studium in München, Berlin und Wien
Georg Hauberrisser junior studierte zunächst Technik am Joanneum in Graz und zog 1862 nach München, um Architektur bei Gottfried von Neureuther, Georg Friedrich Ziebland und Ludwig Lange an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. In Berlin führte er sein Studium an der Bauakademie fort, wo Johann Heinrich Strack und Karl Bötticher seine Lehrer waren. Sein Studium schloss er an der Akademie der bildenden Künste bei Friedrich von Schmidt, der ihn in Richtung Neugotik beeinflusste, in Wien ab. Studienreisen durch Deutschland, Frankreich und Belgien dienten ihm zur Vertiefung seiner Kenntnisse gotischer Baukunst.
Das Münchner Neue Rathaus
Mit der Teilnahme an dem Wettbewerb für den Bau des Neuen Münchner Rathauses wurde der erst 25-jährige Architekt berühmt. Nach langem Ringen entschied man sich für den neugotischen Entwurf des Architekturstudenten.
Hauberrisser ließ sich 1866 als Architekt in München nieder, wo im Juni 1867 die Bauarbeiten begannen. Da das Neue Rathaus das bürgerschaftliche Selbstbewusstsein Münchens repräsentieren sollte, wurden fast ausschließlich einheimische Handwerker und Künstler für Bau und Ausstattung herangezogen. Zwar konnten einzelne Geschäftsstellen schon ab 1874 ihre Büros beziehen, doch dauerte die endgültige Fertigstellung des Neubaus – bedingt vor allem durch die aufwändige Ausstattung der Sitzungssäle für den Magistrat bzw. das Gemeindekollegium – bis 1881.
Das Neue Rathaus erwies sich schon bald als zu klein, so dass Erweiterungsbauten an der Diener-, Landschaft- und Weinstraße sowie am Marienplatz notwendig wurden. Der Gesamtkomplex entstand zwischen 1867 und 1909 in insgesamt drei Bauabschnitten. Dabei entwarf Architekt Georg Hauberrisser nicht nur die reine Architektur des Bauwerks, sondern auch sämtliche Details der Fassadengestaltung sowie die komplette Innenausstattung bis hin zu Büromöbeln.
Rathausbauer und Hauptvertreter der Neogothik in Süddeutschland
Weitere bedeutende Werke sind das Neue Rathaus von Kaufbeuren (1879 bis 1881), das Neue Rathaus von Wiesbaden (1883 bis 1887) sowie das Rathaus St. Johann (1897 bis 1900), das heute zu Saarbrücken gehört. Zu seinen bekannten Bauwerken zählt zudem die 1887 bis 1890 erbaute Villa Holdereggen in Lindau im Bodensee für den Edelholz-Exporteur und Unternehmer Hermann Näher sowie die neugotische Herz-Jesu-Kirche in Graz und die neugotische Paulskirche in München.
Hauberrisser hatte mit seiner Frau Maria, geborene Wessely, die er am 1. Januar 1868 geheiratet hatte, sechs Kinder, darunter der Regensburger Architekt Heinrich Hauberrisser (1872–1945). Mit dem Bau des Rathauses gelangte Hauberrisser zu Wohlstand und konnte sich neben der Theresienwiese in der Schwanthalerstraße ein repräsentatives Wohnhaus errichten, das er im Renaissance-Stil einrichtete. Hier wohnte der Maler Jakob Jehly (1854 - 1897) mit seiner Familie und hier empfing er prominente Gäste aus der Familie der regierenden Wittelsbacher. 1901 wurde Georg Hauberrisser durch Prinzregent Luitpold von Bayern mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone beliehen. Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen Adelsstand und er durfte sich Ritter von Hauberrisser nennen.
Georg von Hauberrisser starb am 17. Mai 1922 in München. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München. Sein Nachlass ist sehr spärlich: Zum Einen wurde das Haus in der Schwanthalerstraße in München durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt, zum Andern wurde das Wohnhaus seines Sohnes, Heinrich Hauberrisser, in der Württembergstraße in Regensburg von amerikanischen Soldaten der Besatzungsmacht beschlagnahmt. Es gingen daher Aufzeichnungen und viele Nachlassgegenstände, die der Sohn in seiner Villa bewahrte, unwiederbringlich verloren.
Werke (Auswahl)
1867: Neues Rathaus, 1. Bauabschnitt, München
1878: Mietshaus Schwanthalerstraße 106, Schwanthalerhöhe, München
1880: Haylerhaus Am Kosttor 3, Altstadt, München
1880: Rathausprunksaal Landshut
1882: Wohnhaus Defregger (zerstört), Königinstr 31, Schönfeldvorstadt, München
1886: Gartenhaus/Atelier Defregger, Kaulbachstr 26a, Schönfeldvorstadt, München
1887: Neues Rathaus Wiesbaden, Wiesbaden
1890: Schloß / Villa Holdereggen, Aeschach, Lindau im Bodensee
1894: Defregger-Haus Königinstraße 27, Schönfeldvorstadt, München
1897: Neues Rathaus Marienplatz 8, Altstadt, München
1900: Rathaus St. Johann, Saarbrücken
1904: Kath. Pfarrhaus St.-Pauls-Platz 10, Ludwigsvorstadt, München
1906: St. Paul St.-Pauls-Platz 11, Ludwigsvorstadt, München
Literatur:
Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München. Georg von Hauberrisser (1841-1922) und sein Hauptwerk
Rudolf Reiser: Alte Häuser, große Namen, Huberrissers „Stolze Burg“ neben der Theresienwiese
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Hauberrisser
http://stadt-muenchen.net/baudenkmal/d_architekt.php?architekt=Hauberrisser%20Georg%20von