Streitbarer Turmbauer

Bekanntheit erlangte der Architekt Christoph Ingenhoven als streitbarer Verteidiger seines Umbauplans zum Stuttgarter Hauptbahnhof. In München ist er vor allem als Erbauer des höchsten Bürogebäudes der Isarmetropole bekannt. 

Das Büro Ingenhoven wurde 1985 von Christoph Ingenhoven gegründet. Ingenhoven hatte von 1978 bis 1984 an der RWTH bei Wolfgang Döring Architektur studiert. 1992 ging er mit dem Architekten und Stadtplaner Jürgen Overdiek (*1954), wie Ingenhoven aus der Schule von Döring,  eine Partnerschaft unter dem Namen Ingenhoven, Overdiek und Partner ein. Das Büro bestand aus bis zu 125 Mitarbeitern. 2004 machte Overdiek sich jedoch mit circa 30 Mitarbeitern selbstständig. Er kam bei einem Autounfall am 21. Februar 2007 ums Leben.

Heute hat das Büro Ingenhoven Architects ungefähr 70 Mitarbeiter und konnte weltweit Großprojekte realisieren.  

Zu den bekannten Bauten gehören der RWE-Turm in Essen (1991-1996, Bild links unten), die Europäische Investitionsbank in Luxemburg (2002-2008), das Burda-Hochhaus in Offenburg (1996), die Umgestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofs (1997), das Uptown München mit der O2-Eingangshalle (2000), das Wohn- und Geschäftshaus Oval in Hamburg (2002, Bild unten rechts), der Breezé Tower in Osaka (2004), die 1 Bligh in Sidney und die 71 Robinson Road in Singapur (2006), den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und die Al Haraam Moschee in Mekka (2008). 

Ingenhoven ist auch als Produktdesigner tätig. So entwirft sein Büro auch Möbel und Türklingen.

 

Umbau des Hauptbahnhof Stuttgart (1997-2015?)

1997 gewann Ingenhoven gegen 190 Mitbewerber den Wettbewerb der Neugestaltung des von Paul Bonatz geplanten Stuttgarter Hauptbahnhofs. Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 ist geplant, einen unterirdischen Durchgangsbahnhof zu errichten. Die Bauarbeiten wurden am 2. Februar 2010 begonnen und sollen bis Ende 2019 andauern. Der Nordflügel des Gebäudes wurde im September 2010 abgerissen, der Schlossgartenflügel und die bisherigen Bahnanlagen sollen im Zuge des Projekts ebenfalls abgerissen werden.

Die Bauarbeiten führten zu heftigen Bürgerprotesten die schließlich auch zum Regierungswechsel in Baden-Württemberg mit der ersten grünen Landesregierung in Deutschland führten. In der Auseinandersetzung erwies sich Ingenhoven als streitbarer Kämpfer für sein Projekt. Im Juni 2010 veröffentlichte der "Spiegel" ein Interview mit dem Architekten, in dem dieser seinen Masterplan für den Stuttgarter Hauptbahnhof verteidigte und die "deutsche-Historismus –Seligkeit“ kritisierte.

 

Ingenhoven trennte sich von seinem einstigen Partner im Bahnhofsbau, dem Architekten Frei Otto. Von Otto stammt die Idee der Lichtaugen (Bild links), die Beleuchtung der unterirdischen Bahnhofshalle mit Oberlichter, die sich auf der Parkanlage der ehemaligen Gleisanlagen befinden sollten. Der Architekt des Münchner Zeltdach des Olympiastadions hatte seine Meinung zu dem Projekt im Laufe der Zeit geänderte und warnte nun vor der Gefährlichkeit des Tunnelbaus warnte, dass  sogar Menschenleben gefährden könnte. Diese Einwürfe warf Ingenhoven als "nicht sachgerecht" zurück.

 

 

 

 

 

Uptown München (2000-2004)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Turm ist mit 146 Meter das höchste Bürogebäude Münchens und nach dem Olympiaturm der zweithöchste Bau in der Stadt. Das Gebäude mit 50.200 Quadratmetern Fläche befindet sich in der Nähe des Olympiageländes im Stadtbezirk Moosach. Das Äußere des Turmes wird durch abgerundete Ecken und die Glasfassade mit elektromotorisch öffnende runden Ausstellfenstern für die natürliche Belüftung bestimmt.

Zu der Anlage gehören vier siebengeschossige Campusgebäude mit Büros sowie einem Gebäude mit etwa 140 Wohnungen, die sich parallel eines Boulevards mit Parzellen von Kiefernwäldern erstrecken. Bauherr des Gebäudes war der Investor und Projektentwickler Hines. Aktuell befindet sich das Gebäude im Besitz des Staatsfonds von Singapur, größter Mieter ist O2.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen:

Über die Projekte von Ingenhoven Architects informiert der Internetauftritt des Unternehmens.