Werksviertel: Gläserne Konzertkathedrale im Werksviertel

Die Bregenzer Architekten Andreas Cukrowicz und Anton Nachbaur-Sturm gewinnen mit ihrem Entwurf eines 45 Meter hohen Glasgebäudes den Wettbewerb um das Münchner Konzerthaus.

 

Das kleine Vorarlberger Architekturbüro Cukrowicz-Nachbaur konnte sich gegen Architekturstars und international bekannte Büros wie David Chipperfield, Frank Gehry und Zaha Hadid Architects mit einer „fast archaischen Gebäudeform“, das sich prägnant von dem heterogenen Umfeld des Werksviertels abhebe, durchsetzen.

Die Architekten erhalten für den ersten Preis ein Preisgeld von 125 000 Euro Preisgeld. Internationales Renommee gewann das Büro mit dem International Architecture Award, den es 2014 für sein Vorarlberg-Museum gewann.

„Es war eine schwierige Wahl für uns alle. Es sind starke Entwürfe dabei. Der Siegerentwurf hat die vielfältigen Ansprüche und Herausforderungen mit Überzeugung gelöst", so der Bauminister Joachim Herrmann (CSU) als Bauherr des Freistaats Bayern.

Neuer Mittelpunkt im Werksviertel

Das Konzerthaus wird im Werksviertel südlich des Ostbahnhofs im Münchner Stadtbezirk Berg am Laim entstehen (siehe Lageplan).

 

Die Fassade ist als „Ganzglas-Vorhangfassade als zweite Haut mit einer dahinterliegenden ganz einfachen, wärmegedämmten Stahlbetonkonstruktion“ konzipiert. Nachts scheint das Gebäude aufgrund seiner Transparenz wie ein Leuchtkörper (siehe Visualisierung oben). Auf eine Höhe von 45 Meter stapeln sich hinter einer Ganzglas-Vorhangfassade die Räume mit ihren verschiedenen Funktionen für Besucher und Techniker. Die Architekten erläutern ihre Leitidee:

„Inmitten einer komplizierten, heterogenen Gemengelage aus verschiedenartigen Bestandsbauten und Neubauvorhaben erhebt sich unser Projekt als neuer Stadtbaustein über die Dachlandschaft der baulichen Umgebungsstrukturen. Prägnant und selbstbewusst, stark und eigenständig, zurückhaltend und selbstverständlich. Eine neue Erscheinung im Stadtbild und zugleich eine vertraute Form. Das neue Münchner Konzerthaus wirkt aus den verschiedenen Blickwinkeln und Distanzen ganz unterschiedlich und entwickelt vertraute Erinnerungsbilder an ein großes Zelt, eine Werkshalle, einen Speicher oder eine Markthalle, vielleicht sogar an einen Tempel oder eine Kathedrale.“

Wie aus dem Längs- und Querschnitt (siehe links) deutlich ersichtlich, sind diese Bereiche klar gegliedert und eindrucksvoll angeordnet. Über sämtliche Stockwerke erstreckt sich im Nordbereich das attraktive und einladende Foyer als Eingangsbereich. Dahinter liegt im Erdgeschoss der als Schuhschachtel entworfene kleine Saal. Darüber befindet sich der große Saal, der sich als weichgeformter Klangraum mit drei Rängen bis in das siebte Obergeschoss erstreckt (siehe Visualisierung rechts). Die großen Volumina der Saalkörper bilden so mittig positioniert und übereinander liegend auch die Mitte des Hauses. Das horizontale Gliederungsprinzip der Ebenen mit klarer Trennung in „öffentlich“ und „intern“ erfolgt in drei Zonen: Foyer - Saal - Backstage/ Verwaltung.

 

Gestaltung und Akustik des großen Saals

Eines der Hauptanforderungen des Auftraggebers und der Nutzer ist eine exzellente Akustik der Konzertsäle – insbesondere des großen Saales. Die Architekten erläutern, wie sie dies mit ihrem Entwurf verwirklichen wollen: „Die Konzeption des großen Saales basiert auf der Grundtypologie des Rechtecksaales oder der sogenannten Schuhschachtel. Die hier weiterentwickelte Ausformung erfüllt raumakustisch allerhöchste Ansprüche und reiht sich damit in die Riege der bestbewerteten Konzertsäle der Welt mit gleicher Grundtypologie ein. Historische Vorbilder wie der große Musikvereinssaal in Wien, das Concertgebouw in Amsterdam oder die Symphony Hall in Boston bieten mit ihrer jeweils exzellenten Raumakustik Symphonieorchestern von Weltrang eine Heimat. Die Proportionen des Saals orientieren sich an den genannten Vorbildern und stellen in etwa ein Verhältnis von 2:1:1 dar. Der gesamte Saal ist aus großflächig konvexen Flächen konzipiert. Die diffuse Gestaltung der Wände und Decke sorgt für eine exzellente Schallverteilung, insbesondere der tieffrequenten Klanganteile.... Die starke Überhöhung der einzelnen Reihen garantiert optimale Hörbedingungen. Sie vermindert die Schallenergieverluste durch die anwachsende Publikumsabsorption und führt zu einer exzellenten Hörsamkeit.“

 

PFP auf zweiten, Chipperfield auf dritten Platz 

Die 25-köpfige Jury unter Vorsitz des Stuttgarter Architekten Arno Lederer vergab den zweiten Preis an das Hamburger Architekturbüro PFP Planung (dotiert mit 100 000 Euro) für seinen expressiven Entwurf mit gestaffelten Einzelkuben. Den dritten Preis (75 000 Euro) erhielten die Londoner David Chipperfield Architects mit einem fast klassizistisch anmutenden und begehbaren Gebäude. Den vierten Preis bekam 3XN AS, den fünften Preis Staab Architekten. Eine Anerkennung erhielten vier Büros: Henning Larsen Architects aus Kopenhagen/München, Zaha Hadid Architects aus London, Mecanoo aus Delft, Christ & Gantenbein aus Basel.

2018 soll der Bau für das neue Konzerthaus beginnen. Der Bau mit etwa 9500Quadratmeter Nutzfläche soll feste Spielstätte des BR-Symphonieorchesters werden, zudem den Studenten der Musikhochschule München als Bühne dienen. Auch Gastspiele anderer Orchester und Veranstaltungen privater Konzert-Agenturen sind geplant sowie ein großes Angebot für Kinder und Jugendliche.

Auf Platz zwei  kamen PFP-Architekten aus Hamburg, auf Platz drei  der britische Stararchitekt David Chipperfield. Den vierten Platz belegt 3XN A/S aus Kopenhagen. Der fünfte Platz geht an Staab Architekten GmbH aus Berlin. 

Visualisierung, Pläne und Schnitte: Cukrowicz Nachbaur Architekten; PFP Planung; David Chipperfield Architects;

 

Wettbewerb der Stararchitekten

Noch bis zum 19. September können sich Architekturbüros für den Wettbewerb des neuen Münchner Konzerthauses bewerben. Sechs international bekannte Teilnehmer stehen bereits fest.

 

Anfang April stieg das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung ihres Chefdirigenten Mariss Jansons auf das Dach: Am künftigen Standort des neuen Konzerthauses im Münchner Werksviertel verkündete es einen neuen Rekord der Konzertabonnenten.

Schon bald soll das Orchester ein neues Haus bekommen: Denn die Ausschreibung für den Bau des neuen Konzerthauses im Werksviertel am Ostbahnhof l ist fast abgelaufen. Am 19. September 2016 endet der Bewerbungszeitraum. Dann wird entschieden, wer am Wettbewerb teilnehmen darf. Insgesamt 25 bis 35 Architekturbüros werden aus den Bewerbern ausgewählt.

Die Vorgaben: Das Gebäude soll unter anderem zwei Konzertsäle beherbergen, die höchste akustische Ansprüche erfüllen und Platz für 1.800 beziehungsweise 600 Zuhörer bieten. Außerdem soll es als Stützpunkt für die Hochschule für Musik und Theater dienen.

International führende Konzerthaus-Gestalter

Bereits schon sechs Architekturbüros stehen für die Teilnahme fest. Sie gehören zu den weltweit führenden Architekturbüros, die in den vergangenen Jahren bereits bekannte Konzerthäuser (in Klammer) entworfen und erbaut haben.

Als Teilnehmer sind gesetzt: Gehry Partners in Santa Monica (Walt-Disney-Konzerthalle, Los Angeles, siehe Bild oben links), Gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner in Hamburg (Qingdao Grand Theater, China), Henning Larsen Architects in Kopenhagen (Harpa in Reykjavik, Bild links),  Herzog & de Meuron in Basel (Elbphilharmonie in Hamburg, Bild links unten), Schultes Frank Architekten in Berlin (Entwurf für Konzertsaal Marstall in München) und Snøhetta in Oslo (Oper in Oslo, Bild unten).

Weitere Teilnehmer werden voraussichtlich bereits im Oktober ausgewählt.  Bis März 2017 müssen alle Büros ihre Entwürfe für das Münchner Konzerthaus abgeben.

Mitte nächsten Jahres soll der Siegerentwurf feststehen

Die Preisgerichtssitzung soll dann Mitte Mai 2017 stattfinden. Zu den Juroren zählen Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sowie anerkannte Architekten wie Markus Allmann (ASW),  Hannelore Deubzer, Harry Gugger, Hermann Kaufmann und Arno Lederer.

Weitere Informationen:

Staatliches Bauamt München 1: Planungswettbewerb Konzerthaus München

Bildnachweis: Bayerisches Rundunk Orchster im Werksviertel, Foto: Tobias Melle; Frank Gehry: The Walt Disney Concert Hall, home to the Los Angeles Philharmonic. Foto: Carol M. Highsmith; Snøhetta: The new Opera House in Oslo. Foto: RafaÅ‚ Konieczny; Henning Larsen: The Harpa Concert Hall in Reykjavik, Iceland., Foto: Ivan Sabljak; Herzog &de Meuron: Elbphilharmonie (im März 2015), Foto: Frank Schwichtenberg (Schwicht de Burgh Photography)