
Au: Engültige Sieger für Paulaner-Areal stehen fest
Der städtebauliche und landschaftsplanerische Wettbewerbs zu den neuen Quartieren auf dem Paulaner-Areal in der Au hat die Entwürfe der letzten Runde ausgewählt. Mit den jeweils ersten Plätzen für die drei Areale – Regerstraße, Welfenstraße und Ohlmüllerstraße – startet nun das Bebauungsplanverfahren.
Am 11. und 12. Juni 2013 nominierte das Preisgericht, das sich aus Vertretern der Landeshauptstadt München, der Politik, der Bayerische Hausbau sowie aus freien Architekten und fachlichen Experten zusammensetzte, die Gewinner des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs in der Oberen Au und der Ohlmüllerstaße in der Unteren Au zusammen.
Bei dem Teilgebiet an der Regerstraße kam Rapp + Rapp aus Amsterdam mit Atelier Quadrat aus Rotterdam auf den ersten Platz (siehe Plan links). Bei dem Areal an der Welfenstraße wurde Caruso St John Architects aus London mit Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich mit dem ersten Platz ausgezeichnet und bei dem Teilgebiet Ohlmüllerstraße wurde Steidle Architekten aus München mit Atelier Auböck + Kárász aus Wien prämiert. Mit den Entwürfen der Erstplatzierten wird nun das Bebauungsplanverfahren für die drei Areale starten.
Regerstraße: Rapp + Rapp mit Atelier Quadrat
Bei dem Entwurf von Rapp + Rapp und Atelier Quadrat, der von vielen Bürgern im Rahmen der Bürgerwerkstatt positiv bewertet wurde, begrüßten diese, dass er im Verhältnis zu den anderen Arbeiten gesehen, den Park sehr gut gliedert. Ebenfalls befürwortet wurde die kleinteilig strukturierte Bebauung in einem differenzierten Maßstab. Durch diese kleinteilige Struktur würden am besten das sich Bilden von Nachbarschaften und das Wohlbefinden der Menschen gefördert. Zudem wurde der Entwurf aufgrund des Zuschnittes der Hofstrukturen und der Hausgliederung als gut eingebunden in das Quartier bezeichnet. Er würde durch die Kombination mit durchmischbaren Blöcken, der Höhenstaffelung und abwechslungsreichen Freiräumen die Atmosphäre einer gewachsenen Stadt erzeugen.
Die Zwischenräume und Innenhöfe des Entwurfs wurden als besonders spannend und lebendig bewertet. Im Zuge der Überarbeitung haben die Architekten die Gebäudehöhen nochmals angepasst und auf Anregung insbesondere gegenüber den Herbergshäusern reduziert. Bei den beiden Neun- und Zehngeschossern wird die Höhe noch zu verringern sein. Wie auch von einigen Bürgern gewünscht, sehen Rapp + Rapp – und das als einziges Architekturbüro – mitunter auch Satteldächer vor. Diese sind als Fortsetzung zur Nachbarbebauung an zwei Stellen geplant: im Norden an der Regerstraße und im direkten Anschluss zur Hochstraße. Zudem wurden die Grünflächen an einigen Engstellen etwas verbreitert. Zur nördlichen Bebauung wird nun ein größerer Abstand eingehalten. Zudem integriert der Entwurf die Gaststätte Paulaner am Nockherberg stimmig ins Gesamtkonzept. Der Entwurf von Rapp + Rapp und Atelier Quadrat wurde vom Preisgericht als die mit großem Abstand beste Arbeit für das Teilgebiet an der Regerstraße bewertet.
Welfenstraße: Caruso St John Architects mit Vogt Landschaftsarchitekten
Der Entwurf kam bereits vor der Überarbeitung dem Bürgerwunsch nach einem ruhigen und gut belichteten Innenhof nach. Die Architekten verringerten in der Überarbeitung die Höhe des Baukörpers, der bei der Werkstatt von den Bürgerinnen und Bürgern als „zu wuchtig“ empfunden wurde, um ein Geschoss und verteilten die entfallenden Flächen auf Hochpunkte. Der Hochpunkt an der Senftlstraße wird jedoch nicht Bestandteil der weiteren Planung sein. Die Ausformulierung eines Kopfbaus am Ende der Welfenstraße wurde, wie das Preisgericht in seiner finalen Sitzung betonte, als stimmige Antwort auf den sich gegenüber anschließenden Quartierspark und die Bebauung von Rapp + Rapp gesehen.
Dieser Hochpunkt soll jedoch noch reduziert werden. Die klare, sich an der Traufhöhe des Weilerblocks orientierende straßenbegleitende Blockrandbebauung wurde auch von Seiten des Denkmalschutzes sehr positiv bewertet.
Ohlmüllerstraße: Steidle Architekten mit Atelier Auböck + Kárász
Die Bürger bewerteten den sich zum Auer Mühlbach hin öffnenden Innenhof und durch eine öffentliche Grünfläche gegebenen Zugang zum Bach als positiv. Befürwortet wurde auch das eigenständige Gebäude mit Grünfläche für eine Kindertagesstätte südlich des Auer Mühlbachs. Die Architekten optimierten in der Überarbeitung feingliederig die Kubatur des Gebäudes und rückten dieses rundum ein, um die Abstandsflächen einzuhalten. Zudem wurden die Dachflächen, angelehnt an den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, in weiteren Teilen angepasst. Darüber hinaus wurden die Freiflächen präziser ausgestaltet.
Entwürfe für die neue Paulaner Hauptverwaltung
Zudem bestimmte das Preisgericht die drei Preisträger für das Verwaltungsgebäude der Paulaner Brauerei, das im Gegensatz zur künftigen neuen Brauerei an dem Standort an der Ohlmüllerstraße verbleiben wird. Den ersten Platz gewann dabei der Entwurf von Hierl Architekten in München zusammen mit Koeber Landschaftsarchitektur in Stuttgart (siehe die Animation links und Umgebungsplan rechts).
Platz zwei teilen sich die Züricher EM2N Architekten mit Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten (Animation links) und die Münchner Büros von Fink + Jocher Architekten und realgrün Landschaftsarchitekten. In der Unteren Au befindet sich auf dem 1,7 Hektar großen Areal an der Ohlmüllerstraße der denkmalgeschützte Zacherlbau, der im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört wurde. Dieser wird in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege saniert und durch ein neues Verwaltungsgebäude auf insgesamt 8000 Quadratmeter erweitert. 250 Mitarbeiter der Paulaner Brauerei aus Verwaltung und Vertrieb werden an dem Standort verbleiben. Auch die im Originalzustand erhaltene Eismaschine von Carl von Linde, die weltweit die älteste noch an ihrem ursprünglichen Ort befindliche Eismaschine ist, steht mit der umgebenden Raumhülle unter Denkmalschutz und bleibt erhalten. Im rückwärtigen Bereich des Areals zur Falkenstraße soll ein gemischtes Wohnquartier entstehen, das Einzelhandel mit einer Geschossfläche von rund 2000 Quadratmeter integriert.
Wichtig war für uns einen Entwurf zu haben, der auch einen sehr langfristigen Bedarf an den Arbeitsplatz, wie eine interaktive Kommunikation der Mitarbeiter mit flexibler Raumeinteilung erfüllt“, erläuterte Stefan Schmale, Geschäftsführer der Paulaner Brauerei. „Der Entwurf Hierl Architekten erfüllt diese Vorgabe mit dem Atrium Bau gut und bezieht zugleich den Zacherlbau ein, ohne seine Vergangenheit als Ruine zu verleugnen.“ Zudem würde entlang des Auermühlbach ein öffentlicher Grünraum geschaffen, der für die Bewohner des Viertels das Umfeld aufwerten würde. Der Entwurf der zweitplatzierten Fink + Jocher würde zwar ebenfalls Atriumform aufnehmen und den denkmalgeschützten Zacherlbau integrieren, sei jedoch von der äußerlichen Erscheinung massiver. Der Entwurf von EM2N Architekten sieht dagegen eine Rekonstruktion des ehemaligen Zacherlbaus vor, den es aber so seit seit seiner Zerstörung schon lange nicht mehr gegeben habe.
Teilgebiet Ohlmüllerstraße
Im rückwärtigen Bereich des Areals zur Falkenstraße soll ein gemischtes Wohnquartier entstehen, das Einzelhandel mit einer Geschossfläche von rund 2000 Quadratmeter integriert. Für diesen Bereich, in dem sich auch das neue Hauptverwaltungsgebäude der Paulaner befinden wird, wurden in der ersten Runde städtebauliche Entwürfe von:
Caruso St. John Architects | Vogt Landschaftsarchitekten
EM2N Architekten | Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten
Fink+Jocher Architekten und Stadtplaner | realgrün Landschaftsarchitekten
Steidle Architekten | Atelier Auböck + Kárász (Plan links)
ausgewählt.
Teilgebiet Regerstraße
Das Teilgebiet Regerstraße in der Oberen Au ist mit 5,1 Hektar das größte der drei Areale. In dem gemischten Quartier soll neben Wohnen vornehmlich in den Erdgeschossen eine Mischung aus Kindertagesstätten, Gewerbe und Einzelhandel untergebracht werden. Auf der Fläche soll auch der öffentliche, rund 16.000 Quadratmeter große Quartierspark entstehen.
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Dieser Preisgruppe gehören die Entwürfe folgender Architekten /Landschaftsarchitekten an:Caruso St. John Architects (London) mit Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich), Modellfoto links
EM2N Architekten (Zürich) mit Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten (Zürich)
Fink+Jocher Architekten und Stadtplaner (München) mit realgrün Landschaftsarchitekten (München)
Marcel Meili, Markus Peter (München) mit grabner + huber landschaftsarchitekten partnerschaft (Freising), Lageplan rechts
Rapp + Rapp (Amsterdam) mit Ideenquadrat (Hambrücken)
Teilgebiet Welfenstraße
Auf dem 2,3 Quadratmeter großen, in der Oberen Au an der Welfenstraße gelegenen Areal soll ein Wohnquartier mit wohnverträglichem Gewerbe und Einzelhandel in den straßenzugewandten Erdgeschosszonen entstehen. Die erwählten Entwürfe entstammen von
Caruso St. John Architects (London) mit Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich)
EM2N Architekten (Zürich) mit Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten (Zürich)
Fink+Jocher Architekten und Stadtplaner (München) mit realgrün Landschaftsarchitekten (München)
Florian Nagler (München) mit ver.de Landschaftsarchitektur (Freising), Modellfoto links
Peter Ebner and friends (Wien) mit mahl-gebhard-konzepte (München), Plan links unten
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Die städtebaulichen Vorschläge der drei Areale an der Reger-, Welfen- und Ohlmüllerstraße werden am 13. April 2013 im Rahmen des Bürgerworkshops der Landeshauptstadt München mit der Öffentlichkeit diskutiert und im Anschluss überarbeitet. In einem zweiten Schritt wählt das Preisgericht im Juni 2013 die endgültigen Preisträger aus, mit denen dann das Bebauungsplanverfahren eingeleitet wird. „Ziel des zweistufigen Verfahrens ist es, in der Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern hochwertige städtebauliche und landschaftsplanerische Entwürfe zu erhalten, um ein Stadtgebiet zu schaffen, das sich behutsam, aber eigenständig und schlüssig in die Umgebung einfügt und die Themen Grünflächenplanung und Nachhaltigkeit angemessen berücksichtigt“, so Dr. Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau.
An dem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb, der im Oktober 2012 ausgelobt wurde, beteiligen sich zwölf Architekturbüros. Darunter sowohl Münchner Architekturbüros sowie Büros aus anderen deutschen Metropolen und international tätige Architekten. Für jedes der drei Teilareale sowie für das Paulaner-Verwaltungsgebäude reichten die Architekten einen Entwurf ein.
Oberbürgermeister Christian Ude, der an dem Preisgericht als Sachpreisrichter teilgenommen hat, zum Ergebnis: „Die jeweils fünf, beziehungsweise vier Entwürfe, die für das Paulaner-Gelände zwischen Hoch- und Regerstraße, für das Baugebiet an der Welfenstraße und für das Areal an der Ohlmüllerstraße ausgewählt wurden, bieten sehr unterschiedliche Lösungsansätze und machen vielversprechende Vorschläge für attraktive Wohnungen, einen reizvollen Stadtpark, eine bessere Durchwegung und Durchgrünung des bisherigen Betriebsgeländes und eine ansprechende Infrastruktur. Dies lässt auf eine fruchtbare Phase der weiteren Bürgerbeteiligung und auf einvernehmliche Beschlüsse hoffen.“
Zu den Ergebnissen äußert sich Stadtbaurätin Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk: „Das Gelände an der Paulaner Brauerei besetzt topografisch eine der bedeutendsten Stellen in der Stadt. Die vorliegenden Entwürfe verstehen es, mit der Besonderheit des Ortes umzugehen, und schaffen die Möglichkeit für attraktive Wohnquartiere, großzügige Freiräume und einen einzigartigen Stadtbalkon an der Isarhangkante.“
Beeindruckt zeigte sich auch Dr. Jürgen Büllesbach von der durchgängig hohen Bearbeitungsqualität der eingereichten Beiträge: „Die nun in einem ersten Schritt ausgewählten Entwürfe zeugen von großem architektonischen Können und Verständnis für die städtebauliche Struktur der Au. Sie zeigen jedoch zum Teil ganz unterschiedliche Ansätze, wie die zu beplanende Fläche gestaltet werden könnte, und bieten somit eine gute Grundlage für die weitere Diskussion, zu der wir zusammen mit der Landeshauptstadt München die Bürgerinnen und Bürger einladen.“
Im Rahmen des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs werden grundlegende Voraussetzungen für die Entwicklung des Paulaner-Areals, wie die Verteilung der geplanten Geschossfläche von rund 150.000 Quadratmeter auf unterschiedliche Gebäudekubaturen sowie die Strukturierung der Frei- und Grünflächen, behandelt. Die Detailplanung, wie beispielsweise die Gebäude- und Fassadengestaltung, ist Teil der späteren Planung.
Neues Grün
Die drei zu beplanenden Areale befinden sich in innerstädtischer Lage, rund zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Den Schwerpunkt legt die Bayerische Hausbau auf die Schaffung von neuem Wohnraum für rund 3000 Menschen. Geplant sind 1200 bis 1400 Wohnungen für Familien, Paare und Singles mit unterschiedlichem Einkommen. Dabei werden die Vorgaben der sozialgerechten Bodennutzung eingehalten: 30 Prozent der Wohnfläche sind für geförderten Wohnungsbau vorgesehen. Mit ergänzenden Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsflächen wird eine Infrastruktur geschaffen, die nicht nur für das neue Quartier, sondern auch für die direkte Umgebung einen Mehrwert bietet. Darüber hinaus plant die Bayerische Hausbau auf dem bisherigen, ausschließlich industriell genutzten und vollständig versiegelten Areal weitläufige Grünflächen mit Spielanlagen für Kinder. Von den rund 91.000 Quadratmeter Grundstücksfläche werden rund 70.000 Quadratmeter als Frei- und Grünflächen geplant, davon sind rund 16.000 Quadratmeter als öffentliche Grünfläche vorgesehen. Ein Fuß- und Radwegenetz, das das Gebiet erschließt, wird bestehende Wege sinnvoll fortsetzen und zudem neue Wegebeziehungen ermöglichen.
Weitere Informationen:
Wohnen am Nockerberg: Internetauftritt der Bayerischen Hausbau zu den neuen Quartieren
Referat für Stadtplanung und Bauordnung: Umstrukturierung der Betriebsflächen der Paulaner