
Kreuzviertel: Diener & Diener entwirft neuen Stadtpalast
Die Bayerische Hausbau will in der Prannerstraße 4 im ehemaligen HVB-Ensemble einen1970er-Jahre-Beton-Büro-Bau durch ein Wohngebäude ersetzen. Nun wurde der Wettbewerb für den modernen Stadtpalast gegenüber dem Palais Neuhaus-Preysing zugunsten des Entwurfs der Basler Architekten entschieden.
Mit dem neuen Stadthaus könnte zusammen mit dem geplanten Hotel in der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 etwas mehr Leben in den – bislang von Banken und anderen Büroverwaltung geprägten – nördlichen Teil des Kreuzviertel in der Altstadt kommen. Dazu beitragen könnte auch der öffentliche durchgängige Innenhof des neuen Gebäude, der einen Durchgang zwischen Salvatorstraße und Prannerstraße schafft.
Prämiert wurde aus den zehn eingereichten Entwürfe vom Preisgericht drei Siegerentwürfe des Realisierungswettbewerbs für ein Wohn- und Geschäftshaus mit rund 60 Wohneinheiten und Flächen für kleine Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss an der Prannerstraße 4. Die Architekturbüros waren seit November 2014 im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs eingeladen, einen Entwurf für das hochwertige Wohn- und Geschäftshaus mit Innenhofbereich zu erarbeiten. Der Neubau ist Teil des Gesamtensembles – zwischen Kardinal-Faulhaberstraße 1, Prannerstraße sowie Salvatorstraße – , das die Bayerische Hausbau vor über zwei Jahren von der HypoVereinsbank erworben hat und für das zur Zeit Planungen zur Umnutzung in Wohn-, Büro- und Hotelbereiche durchgeführt werden.
Prämiert wurden für den Neubau in der Prannerstraße 4 folgende Entwürfe:
1. Preis: Diener & Diener Architekten, Basel/Berlin, zusammen mit Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich). Dieser Architekturentwurf bildet nun die Grundlage für die weitere Planung (Visualisierung Prannerstraße: Bild ganz oben, Bild oben links: Modell, Bild links: Innenhof).
2. Preis: Hild und K Architekten, München, mit lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh, München (links unten).
3. Preis Tim Hupe Architekten, Hamburg, mit Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich (Bild ganz unten).
Im Gegensatz zu den zweit- und drittplatzierten Entwürfen weist der Entwurf von Diener & Diener zwei Innenhöfe statt einen auf. Die Innenräume seien aber trotz dieser Bebauung aufgrund der geringeren Gebäudetiefe von nur 8,5 Meter recht hell. Ausschlaggebend für die eindeutige Entscheidung zugunsten der Basler Architekten war jedoch die bessere Einfügung in das Gesamtensemble der bestehenden, denkmalgeschützten Bestandsbauten.
„Der Entwurf von Diener & Diener Architekten überzeugt durch seine hohe gestalterische Qualität: Die zeitgemäß ausformulierte Palaisarchitektur spiegelt sich sowohl in der Fassade als auch in der städtebaulichen Kubatur wider, die durch zwei Innenhöfe gegliedert wird. Die wohlproportionierte Außenfassade folgt durch ihre fließende vertikale und horizontale Gliederung einem harmonischen Rhythmus, der dem Stadtbaustein einen angemessenen Auftritt gewährt“, betont Dr. Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau. Die Preisträger haben mit ihrer Arbeit eine Lösung gefunden, die sich nach Auffassung der Jury mit ihrer städtischen Grundstruktur gut in die bestehende Umgebung mit den denkmalgeschützten Fassaden und somit in das gewachsene Stadtbild des Münchner Altstadtensembles einfügt. Zudem wird der historisch geprägten Umgebung Rechnung getragen, indem die ursprünglichen Baukörperkonfigurationen aufgegriffen wurden. „Der geplante Nutzungsmix des Gesamtensembles aus Wohnen, Hotel, Büro, Parken und Gewerbeeinheiten trägt zur Belebung der Münchner Altstadt bei“, ergänzt Dr. Jürgen Büllesbach.
Urbaner Stadtbaustein mit Wohn- und Gewerbeflächen
Der sechsgeschossige Wohnneubau auf dem rund 2200 Quadratmeter großen Teilgrundstück integriert auf rund 9300 Quadratmeter Geschossfläche Appartements sowie Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen mit Wohnungsgrößen von 60 bis 160 Quadratmeter. Über eine repräsentative Empfangshalle gelangen die zukünftigen Bewohner in einen Innenhof, der über ein Vestibül mit einem weiteren Hof verbunden ist. Über das Vestibül werden die Wohneinheiten durch zwei großzügig angelegte Treppenhäuser erschlossen. Anhand von Loggien mit bodentiefen Verglasungselementen öffnen sich die Wohnräume zu den beiden Innenhöfen. Aufgrund des offen gestalteten Gebäudeschnittes werden die Wohnungen von mindestens zwei und mitunter sogar von drei Seiten belichtet. In der zweigeschossigen Tiefgarage mit insgesamt rund 90 Stellplätzen ist für jede Wohneinheit mindestens ein Stellplatz vorgesehen. Die Zufahrt soll unterirdisch über die Salvator-Garage erfolgen. Im Erdgeschoss des Gebäudes werden auf rund 900 Quadratmeter Flächen für kleine Laden- und Büroeinheiten entstehen.
Ensemble aus Wohnen, Hotel und Büros
Auf dem insgesamt 8.300 Quadratmeter großen Gesamtareal an der Kardinal-Faulhaber-, der Pranner- und der Salvatorstraße plant die Bayerische Hausbau – wie auf einer Bürgerinformationsveranstaltung im Oktober 2014 vor Auslobung des Wettbewerbs angekündigt – eine gemischt genutzte Entwicklung, die neben dem Neubau mit Wohn- und Gewerbeflächen zudem ein Hotel, Büros und Parkflächen integriert.
Das Ensemble, das derzeit noch den Firmensitz der HypoVereinsbank beherbergt, umfasst auf insgesamt rund 30.000 Quadratmeter Geschossfläche neben dem Gebäude in der Prannerstraße 4/Salvatorstraße 13, das in den siebziger Jahren erbaut wurde und dem Wohnneubau weichen wird, den Neubarockbau der ehemals königlichen Filialbank beziehungsweise Bayerischen Staatsbank an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1, das Palais Neuhaus-Preysing mit seiner streng gegliederten Rokokofassade an der Prannerstraße 2, ein Bürogebäude am Salvatorplatz sowie die Salvator-Parkgarage. Für die Gebäude an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 und für das Palais Neuhaus Preysing plant die Bayerische Hausbau auf insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Geschossfläche ein Fünf-Sterne-Hotel mit rund 150 Zimmern und Suiten, Gastronomieflächen, sowie einem SPA-Bereich. Die prunkvollen historischen Fassaden der Gebäude ebenso wie die unter Denkmalschutz stehenden Bauteile bleiben dabei vollständig erhalten. Aktuell laufen Gespräche mit ausgewählten potenziellen Hotelbetreibern.
Das Gebäude im Norden am Salvatorplatz 3 bleibt ebenfalls bestehen. Es soll auf 2300 Quadratmeter Geschossfläche weiterhin Platz für Büroeinheiten bieten. Gleiches gilt für die öffentliche Salvator-Parkgarage mit rund 460 Stellplätzen.
Die Bauanträge für das Wohn- und Geschäftshaus sowie für das Hotel plant die Bayerische Hausbau im Herbst 2015 einzureichen. Der Beginn der Bauarbeiten ist nach dem Auszug der HypoVereinsbank in den dann fertig gestellten HVB-Tower für 2016 geplant. Die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses ist für Ende 2019 vorgesehen.
Ausstellung
Die Architekturentwürfe der zehn Architekturbüros, die am Realisierungswettbewerb teilgenommen hatten, werden vom 25. März 2015 bis einschließlich 9. April 2015 im Erdgeschoss des Referats für Stadtplanung und Bauordnung in der Blumenstraße 28 b ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 19 Uhr.
Quelle : Pressemeldung/veranstaltung der Bayerischen Hausbau vom München 24. März 2015; immobilienreport
Bilder: Visualisierungen von Diener & Diener Architekten, Hild und K Architekten, Tim Hupe Architekten