
Messestadt Riem: Schweizer Architekten entwerfen San Riemo
Die 2015 gegründete Genossenschaft Kooperative Großstadt hat in der Messestadt Riem ein Grundstück für die Errichtung eines Wohnungsbau erworben. Unter 62 Teilnehmer eines Realisierungswettbewerbs erhielt nun eine Arbeitsgemeinschaft Schweizer Architekten den ersten Preis.
Das zu bebauende Grundstück liegt im Umgriff des 2014 aufgestellten Bebauungsplans Messestadt Riem Zentrum Ost, der auch ein neues Quartierszentrum mit Gewerbe zur Nachversorgung und kulturellen Angeboten umfasst. Direkt angrenzend entwickeln die Wohnungsbaugenossenschaften Wogeno München eG und Wagnis eG ein Projekt. Bei Fragen der Infrastruktur und gemeinschaftlicher Einrichtungen besteht eine enge Kooperation mit diesen beiden Genossenschaften.
Die Kooperative Großstadt eG begreift die Entwicklung des Projektes als ein forschendes Vorhaben, in dem die Möglichkeiten des Wohnungsbaus innerhalb und an den Grenzen des gegebenen Regelwerks ausgelotet werden.
Aufgabenstellung des Wettbewerbs
Es wird die Frage gestellt nach dem Verhältnis von Haus zum umgebenden städtischen Raum - welche Stadtvorstellung bringt das Projekt zum Ausdruck? Welche Konsequenzen hat dies für das Erdgeschoss und die Erschließung? Wie manifestiert sich die Stadtvorstellung im architektonischen Ausdruck?
Die zweite Frage betrifft die konkrete Vorstellung des Wohnens - wie verlaufen die Grenzen zwischen Privatem und Gemeinschaftlichem? Was ist die spezifische Atmosphäre des Wohnens? Wie wird dem Bedürfnis nach Rückzugsmöglichkeiten in einem gemeinschaftlich orientierten Wohnhaus Rechnung getragen? Wie ist es möglich, dass der Wohnraum der Bewohner zunimmt und schrumpft? Wie wird dieses „atmende Haus“ geschaffen: strukturell, räumlich, organisatorisch?
Gesucht werden Lösungen, die eine robuste Struktur mit dem Anspruch auf Aneignungsmöglichkeiten durch die Bewohner verbinden. Mithilfe einer selbstbewussten architektonischen Lösung soll dem komplexen Programm des Hauses eine eigene Identität gegeben werden
Die Preisträger
Die Jury aus Christian Inderbitzin (Vorsitz, EMI Architekten), Anne-Julchen Bernhardt (BeL Architekten), Lisa Yamaguchi (Meili, Peter Architekten) und Martin Steinmann (Architekt, Publizist, Architekturhistoriker, Prof. em. EPF Lausanne) vergab Mitte Juli drei Preise und fünf Anerkennungen . Neu an der Jury-Entscheidung war, dass die Sitzung öffentlich war.
1. Preis: ARGE Tim Schäfer, Pablo Donet Garcia und Tanja Reimer, Zürich
2. Preis: SUMMACUMFEMMER und Juliane Greb, Leipzig
3. Preis: Lütjens Padmanabhan Architekten, Zürich
Zudem wurden an folgende Architekturbüros Anerkennungen ausgesprochen:
Fthenakis Ropee Architektenkooperative, München; Löser Lott Architekten, Berlin; Adrian Dorschner, Tobias Karl, Jan Meier, Lena Unger, Leipzig; Schürmann + Schürmann Architekten und Stephan Schürmann, Marie-Helene Witry, Stuttgart/Zürich; FAM Architekten & Buero Kofink Schels, München
Begründung der Jury
Den mit 16.000 Euro dotierten ersten Preis erhält die Arge Tim Schäfer, Pablo Donet Garcia und Tanja Reimer. Die Architekten, so die Jury, verschärften die Grundrissfrage in dem als konventionellste Wohnform gedachten Basiswohnen. Diese berücksichtige ergänzend experimentellere Varianten wie Filial- und Nukleuswohnen ergänzt. Die Wettbewerbssieger deuteten das Haus als großes kollektives, aber ebenso flexibles Raumgebilde. Die Jury lobte dabei die strukturelle Offenheit in der weiteren Bearbeitung des Hauses. Sowohl die gemeinschaftlichen Bereiche als auch die Gliederung und Differenzierung der Wohnformen ließen sich bis zum Bau – und noch darüber hinaus – durch die Genossenschaftsmitglieder weiter abstimmen und definieren, so die Jury. Der forschende Entwurf könne so fortgesetzt werden.
Quellen:
http://kooperative-grossstadt.de/san-riemo-ergebnisse/
http://www.competitionline.com/de/ergebnisse/258901
http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Offener_Realisierungswettbewerb_in_Muenchen-Riem_entschieden_5123208.html?wt_mc=nla.2017-08-04.meldungen.cid-5123208