Albert Schmidt: Paläste für Gott, den Mammon und das Bier

Der gebürtige Thüringer war ein führender Architekt der Prinzregentenzeit: In München schuf er repräsentative Bankpaläste und sakrale Bauten. Seine Heimatstadt Sonneberg verschönerte er durch zahlreiche Villen und Schulbauten.

 

Albert Schmidt wurde am 15. September 1841 im thüringischen Mittelstadt Sonneberg als Sohn eines Bauunternehmers geboren. Nach den Besuch der Sonneberger Volksschule und der Oberschule gab Schmidt zunächst dem Willen seines Vaters nach und begann eine kaufmännische Lehre. Mitten in der Lehrzeit brach er diese ab und nahm anschließend eine Lehrstelle im Baugeschäft seines Vaters an. 1865, nach seiner Trauung mit seiner Cousine Adelheid Hutschenreuther, zog er nach München. Dort wae er zunächst als Maurer tätig, bildete sich aber weiter, indem er abends baugewerbliche Schulen besuchte. Dort lernte er auch den bekannten Baumeister und Professor Rudolf Gottgetreu, den Architekten des Hotels Vier Jahreszeiten in der Münchner Maximilianstraße kennen. Schmidt war als Assistent von Gottgetreu mehrere Jahre tätig als Privatassistent am Münchner Polytechnikum, vormals 1824 von Gustav von Vorherr als Königliche Baugewerkschule gegründet und heute Fachhochschule München.

Schmidt nutzte sein Gehalt zur Finanzierung von Studienreisen nach Prag und Italien, von wo er Stadtansichten und Bilder anfertigte, die im Münchner Kunstverein ausgestellt wurden. Unter Gottgetreus Leitung vervollständigte Schmidt auch seine Ausbildung. 1870 wurde er Teilhaber am Baugeschäft „Del Bondio“ und leitete es als führender Architekt. Zwei Jahre später gründete er ein eigenes Baugeschäft, dem er infolge großer Bauaufträge weitere Münchner und Sonneberger Baugeschäfte angliederte.

Bis zum Ersten Weltkrieg galt er als einer der führenden Münchner Architekten und Baumeister. Zu seinen bekanntesten Bauwerke zählen die Neue Synagoge, die Kirche St. Lukas sowie die großen Münchner Bankpaläste. Der breiten Öffentlichkeit ist vor allem der Bierpalast Löwenbräu-Keller am Stiglmairplatz bekannt. Aber auch in seiner Heimatstadt Sonneberg errichtete er zahlreiche private und öffentliche Gebäude, darunter auch das Deutsche Spielzeugmuseum.

Albert Schmidt starb am 16. April 1913 nach einer schweren Operation in der Privatklinik Carolinum in München.

Werke (Auswahl):

1874: Stachus-Hotel Karlsplatz (1945 zerstört), München

1878: Mietshaus Thierschstr 41, Lehel, München

1878: Kaufhaus Kustermann Viktualienmarkt 8, Altstadt, München

1880: Bau der Schalterhalle im Preysing-Palais, Residenzstr. 27, München

1882: Schmederer-Villa, Nockherberg (1952 abgebrochen), Giesing, München

1883: Löwenbräu-Keller Stigmaierplatz, München

1884: Schloss Oberfrauenau in Bayerischen Wald

1885: Hochschloss Pähl

1888: Neue Synagoge (1938 zerstört), Altstadt, München

1891: Palais L. Weinmann Leopoldstr 5 (zerstört), München

1962: Palais Maffei, Katharina-von-Bora-Str. 11, München

1894: Christuskirche, Tegernsee

1896: St. Lukas Mariannenplatz, Lehel, München

1898: Lenbachplatz 2, München

1899: Alte Börse (ehemals Dt. Bank) Lenbachplatz 2, München

1900: Gaststätte Bergbräu-Bierhallen Wirtstr / Ecke Bergstr, München

1901: Industrie- Gewerbeschule (jetzt: Spielzeugmmuseum), Sonnenberg

1913: Schulgebäude Beethovenstr. 12, Sonnenberg

1913: Wohnhaus Coburger Str. 30, Sonnenberg

1913: Wohn-Geschäftshaus Unterer Markt 7, Sonnenberg

1916: St. Johannes Preysinstr. 17, Haidhausen, München

Bildnachweis: Porträt Albert Schmidt, 1875, von Ludwig Sckell

Bildnachweis: Foto St. Lukas von der Isar