Mieses Apologet: Peter C. von Seidlein gestorben

Peter C. von Seidlein  wurde am 25. Juni 1925 in München geboren. Während des Krieges wurde er vom Gymnasium weg eingezogen und während der Kämpfe in der Normandie verwundet.

Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft in Amerika studierte er von 1946 bis 1950 an der TH München Architektur. Anschließend erhielt er ein Stipendiat am Illinois Institut of Technology, Chicago, wo er bei Hilbersheimer  und Ludwig Mies van der Rohe studierte, der einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Von Seidlein war dann von 1952- 1953 für den Bayerischen Staatsdienst tätig, legte die Staatsprüfung ab, arbeitete dann aber im Büro von Professor Egon Eiermann in Karlsruhe und bei Prof. Gerhard Weber in München. Es folgte eine Assistenzstelle bei dem Bauhausschüler G. Hassenpflug (von 1957 bis 1969) an der TH München.

1959 machte er sich mit seinem eigenen Büro selbständig und zählte zu seinen Mitarbeitern zeitweilig Helmut Jahn, Christoph Sattler und Thomas Herzog, die heute selbst zu der Riege bekannter Architekten gehören. Trotz eindringlicher Gebäude wie das Wohngebäude für die Siemens AG in Saarbrücken (Bild links) erlangte er außerhalb der Lehre erst mit dem Bau des Druckereigebäude der Süddeutschen Zeitung Bekanntheit. Seit 1977 war er lange Jahre Dozent für Baukonstruktion und Entwerfen an der Universität Stuttgart und arbeitet heute als Architekt in München. 1995 erhielt er den Architekturpreis der Stadt München.

„Sein Büro war trotz der heftigen Wiederaufbauwelle nicht mit Aufträgen überhäuft, jedoch blieb keines seiner Häuser unbemerkt. Er meldete sich auch in der Architekturdiskussion zu Wort und artikulierte stets deutlich den Widerstand des Bürgers gegen obrigkeitliche und bürokratische Bevormundung. 

Seine Lehre und sein Wirken als bauender Architekt waren deckungsgleich. Er wollte nicht vordergründig interessante, sondern nachhaltig wirkende, gute Bauwerke schaffen.“   (Friedrich Wagner, Jürgen Braun, Peter Seger).

Am 30. September 2014 starb Peter C. von Seidlein im Alter von 89 Jahren in München.

 

 

 

SZ Zeitungsdruckerei (ab 1983/84 bis 2008)

Das im Münchner Osten an der Autobahn befindliche Gebäude ist ein Gemeinschaftsprojekt unter Leitung von Peter C. von Seidlein und Partner von Claus Winkler, Edwin Effinger, Horst Fischer und Gewers Kühn + Kühn. Es ist konsequent auf die Funktion des Zeitungsdrucks ausgelegt. Unterschiedliche Baukörper sind auf den Ablauf der Papieranlieferung, des eigentlichen Drucks durch zwei riesige Rotationsmaschinen und die Weiterverarbeitung wie Faltung und Verpackung der Zeitungen ausgelegt. Zwischen unterschiedlichhohen Baukörpern befindet sich eien Zone mit sieben betonierten Flucht- und Erschließungstürmen, eine Schrägverglasung ermöglicht die Tageslichtversorgung.

Gegenüber der Druckerei befindet sich seit der Verlagerung von der Sendlinger Straße im Hackenviertel – wo nun das Einkaufszentrum und Wohn-/geschäftsquartier „Mitten in München“ entsteht –  gegenüber der Druckerei in einem von dden Architekten Gewers Kühn und Kühn entworfenem gläsernen Hochhaus.

 

 

Wohn- und Geschäftshaus in der Hildegardstraße (1994-1996)

Mitten in der Altstadt zwischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert erbauten Peter C. von Seidlein und Partner einen minimalistischen eleganten Bau. Hinter einer einheitlich erscheinenden Fassade verbirgt sich auf einem Stahlbetonskelett eine Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungen – von Läden (im Erdgeschoss), Arztpraxen (1. Und 2. Obergeschoss) und Wohnungen (darüber). „Die filigrane, mit Brücken, Sonnenschutzlamellen, raumseitigem Sichtschutz mehrschichtig aufgebaute Fassadenkonstruktion knüpft an die Architektur von Seidleins früherem Lehrer, Egon Eiermann, an.“ (Architekturführer München).

 

 

 

 

 

 

 

Allianz Gebäude, Leopoldstraße (1996-2001)

Das Vordergebäude wurde ursprünglich 1929/30 von Jakob Pfaller im Stil der Neuen Sachlichkeit für die Rhein-Main-Donau AG errichtet. Für die Allianz musste von Seidlein auf einem schmalen Grundstück bis zum Englischen Garten eine durch Altbauten versteckte und eine durch Hinterhöfe ziehende  bebauung durchführen. Die präzise Detailplanung verleiht dem kammartigen Gebäude eine noble Ausstrahlung.

 

 

 

 

 

Reihenhäuser in Harlaching (1998-2001)

Das Grundstück in der Lindenstraße 2-4d auf dem östlichen Isarhochufer war ehemals mit einer umfangreichen Hofanlage bebaut, die im Krieg stark beschädigt wurde und daraufhin abgetragen werden musste. Die zehn klassischen Reihenhäuser sind als zusammenhängender zweigeschossiger Block mit 65 Meter Länge und 20 Meter Tiefe ausgeführt. Um das parkähnliche Areal möglichst unberührt zu lassen, wurde die Reihenhausanlage nahe an der Straße angeordnet. Die klare Architektur passt sich in das großzügige landschaftliche Umfeld ein und schafft eine unhierarchische Wohngemeinschaft.

Alle Grundrisse sind auf den jeweiligen Ebenen im Keller-, Erd- und Obergeschoss gleich, wenn auch gruppenweise spiegelbildlich ausgebildet.

Als Erweiterung der nach Osten gelegenen Wohnräume entstanden durch Einfriedungen aus Beton zur Straßenseite hin private Innenhöfe. Geschosshohe Holz-Glas-Fassadenelemente stellen den Bezug zum Außenraum her. Die Fassaden sind bis auf die Eingangstüren verglast. Das Maß der Öffnung lässt sich mit Hilfe von Vertikallamellen und Faltschiebeelementen regeln.
Die klare Konstruktion aus Beton und Fertigteilschotten bei den Terrassen bestimmt die zurückhaltende Atmosphäre der Anlage. 

 

 

 

 

 

Büro- und Geschäftshaus am Löwenturm (1999-2002)

Mit seinem aus einem Wettbewerbsverfahren hervorgegangenen Entwurf nahm von Seidlein den geschwungenen Verlauf des Rosentals gegenüber dem Stadtmuseum von Gsaenger auf. Das sechsgeschossige Gebäude mit einer Srahl-Glas-Fassade öffnet sich auf der gegenüberliegenden Seite am mittelalterlichen Löwenturm zu einem stillen Innenhof, der durch den konvexen verlauf des gebäudes eingerahmt wird.