
U-Bahnhof Sendlinger Tor: Neugestaltung durch Raupach + Bohn
Der Betreiber SWM/MVG will den Umsteigebahnhof auf allen drei Ebenen umfassend sanieren, modernisieren und durchgängig barrierefrei gestalten. Nun hat das Preisgericht sich auf einen Entwurf aus den besten Architektenvorschlägen geeinigt.
Nach dem bereits abgeschlossen Umbau des Stachus-Untergeschoss nach den Plänen von Allmann, Sattler Wappner und dem im Bau befindlichen S-Bahn/U-Bahn-Untergeschoss am Hauptbahnhof nach einem Entwurf von Auer + Weber + Assoziierte steht nun die Neugestaltung eines anderen ÖPNV-Bahnhofs an.
Im Zuge der technischen Komplett-Erneuerung des U-Bahnhofs Sendlinger Tor ergibt sich auch die Möglichkeit einer umfassenden architektonischen Aufwertung. Grundsätzliche Ziele sind dabei eine zeitgemäße und attraktive Gestaltung der Fassaden, Böden und Decken mit geeigneten Materialien in Verbindung mit einem modernen Licht- und Farbkonzept. Der dazu durchgeführte Architektenwettbewerb ergab im Januar 2013 drei Büros als Preisträger, von den das Preisgericht dem Bauherr SWM nun mehrheitlich den Entwurf der Planungsgemeinschaft Raupach + Bohn empfahl. Die Lichtplanung übernimmt das Münchner Büro Ingo Maurer. Als weitere Preisträger würdigte die Jury die Entwürfe von BHBFH Architekten, Köln / BHBVT Architekten, Berlin (zusammen mit Dinnebier Licht, Wuppertal) sowie Architekt Katzberger, Wien (zusammen mit Die Lichtplaner, Absam). Diese drei Büros hatten aus den elf Teilnehmer ihre Gestaltungskonzepte überarbeitet und der SWM erneut präsentiert.
Der Entwurf der Planungsgemeinschaft Raupach + Bohn mit Ingo Maurer überzeugte die Jury-Mehrheit vor allem durch sein „ästhetisch einfallsreiches un funktional tragfähiges Konzept“, so Hannelore Deubzer, Jury-Vorsitzende. Raupach Architekten haben auch den U-Bahnhof Wettersteinplatz in München und den U-Bahnhof Hafencity Universität Hamburg in Hamburg gestaltet.
Zu den Mitgliedern der Jury zählten unter anderem Stadträte, Bezirksausschussvorsitzende, Architekten, Lichtplaner, Fachleute der Landeshauptstadt München sowie der SWM/MVG als Bauherrin. Bewertungskriterien für ihre Entscheidung waren insbesondere der gestalterische und funktionale Anspruch der Entwürfe auf Grundlage der in den Ausschreibungsunterlagen vorgegebenen technischen Anforderungen. Jury-Vorsitzende Deubzer betonte, dass sich Alt und Neu im Siegerentwurf organisch ineinander verschränkten und Vertrautes nicht ganz verschwinde. „So wird das bislang dominierende Blau und Gelb auch die Farbgebung des neuen U-Bahnhofs bestimmen, aber nicht mehr nur als Wand- oder Stützenverkleidung, sondern als kraftvoll inszenierte Raumidee. Dieser durch Farbe definierte und strukturierte Raum ist großartig. Die Farben ordnen und gestalten den unterirdischen Verkehrsknotenpunkt auf drei Ebenen überzeugend klar und einfach. Die komplexe Verschachtelung der einzelnen Geschosse wird mühelos entflochten und so über- sichtlich präsentiert, dass die Fülle der Informationen, der Wege und Richtungen, der Ein- und Ausgänge leicht gesehen, erfasst und erinnert wer- den kann“, so Deubzer.
Neben diesen großzügigen, maßstabbildenden Farbraumzeichen ist es laut Prof. Deubzer aber vor allem auch „das Beleuchtungskonzept der Lichtplaner und Architekten, das dieses Areal unter Tage erhellt und dabei nicht nur die Orientierung von Passagieren und Passanten erleichtert, sondern ihre Wege auch mit ästhetisch ansprechenden, anspruchsvollen Mitteln begleitet.“
Zentrales Element des Zwischengeschosses ist ein klar definierter, langgestreckter Hallenraum, in den sämtliche Zugänge von der Oberflä- che münden und von dem aus die Bahnsteigebenen zu erreichen sind. Mit den hellen Fassaden und dem
hellen Boden sowie den in die Decke integrierten Leuchten – so der Tenor der Entscheidung – nehmen sich die eher dunkel ge- haltenen, mattschwarzen Oberflächen des Zwischengeschosses in ihrer Wirkung zurück. So entstehe ein attraktiver und freundlicher Gesamteindruck. Die individuellen Lichtkörper in Verbindung mit der dunklen Decke verliehen dem zukünftig aufgeräumten Sperrengeschoss einen eleganten Raumeindruck. Im Siegerentwurf werde die Idee der Klammer durch Aufnahme der Materialität des Bodenbelages in die Stützenverkleidung aufgegriffen und mit der raumhohen Verglasung der La- denflächen ein ruhiger und großzügiger Raumeindruck geschaffen. Durch den eindeutigen Kontrast zwischen Zugangswegen und Zentralraum entstehe eine gute Orientierung in der Zwischenebene.
„Unser Ziel ist in jedem Fall, im Jahre 2015/16 mit dem Umbau, der ja unter laufendem U-Bahnbetrieb stattfinden muss und daher mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, zu beginnen“, betonte Herbert König, SWM Geschäftsführer Verkehr und Vorsitzender der MVG- Geschäftsführung.
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