Ackermannbogen

Im Frühjahr wurden die noch freien Grundstücke am Ackermannbogen und ein Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben. Mittlerweile stehen die Projektentwickler fest. Heutige und künftige Anwohner dürfen gespannt sein, was sie daraus machen.

Für Januar ist es ungewöhnlich warm. Kein Wunder dass die Knirpse die Rutsche am Spielplatz ausnutzen. Auf der anderen Seite des Erdwalls kicken Jungs einen Ball in das kleine Tor auf dem Bolzplatz. Wer südlich des Olympiabergs spazieren geht, trifft hier viele Kinder. Selbst auf dem Titel des „Ackermannbote“, der Publikation des neuen Quartiers, prangt eine Kinderzeichnung mit dem Anreißer „Wohnträume von Groß und Aktuelles Thema der Zeitschrift ist eine Bürgerumfrage unter den mittlerweile 5200 Anwohnern rund um den neuen Stadtplatz „Zentrale Mitte“. Bei der Spontanaktion wurden die Anwohner von Mitgliedern der Initiative Forum befragt, was ihnen bei der Neugestaltung des Platzes wichtig ist. Viel Wert die Befragten auf den Erhalt des Baumbestandes (90 Prozent) und auf Ruhezonen mit Sitzgelegenheiten (68 Prozent). Mit dem Ergebnis der Bürgerumfrage will die Initiative Forum ihre Vorstellungen von der Gestaltung des künftigen Stadtplatzes – etwa den Erhalt des alten Baumbestandes – bei den Entscheidungsträgern einbringen. „Uns wurde signalisiert, dass die Stadt sich die Planungshoheit nicht aus der Hand nehmen lassen wird“, schreibt Mitinitiatorin Karin Heese. „Das soll sie auch gar nicht, aber sie soll mehr Demokratie wagen.“

 

Wie weit die Vorstellungen der Anwohner tatsächlich berücksichtigt werden, wird sich bald zeigen. In diesem Jahr ist ein Gestaltungswettbewerb für den Quartierplatz vorgesehen. Er ist Bestandteil des letzten, des vierten Bauabschnittes des im April 2000 gestarteten Projekts Ackermannbogen. An der südwestlichen Ecke des Viertels sollen nach dem Bebauungsplan (B-Plan) neun weitere Quartiere, uberwiegend für Wohnnutzung, entstehen (siehe Karte). Insgesamt werden 530 Wohnungen gebaut. Nördlich vom Quartierplatz soll eine Kindertagesstätte sowie ein von zwei Wohngebäuden begrenzter Supermarkt entstehen. Für diese Gebäude wurden bereits im Sommer vergangenen Jahres vom Stadtrat die Wohnungsbaugesellschaften GWG München und die GEWOFAG Grundstücksgesellschaft als Bauträger ausgewählt. Als Experten für geförderten Mietwohnungsbau sollen diese Gesellschaften dort 108 Wohnungen nach dem Förderprogramm EOF erstellen.

 

 

 

Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. „Der Baubeginn ist voraussichtlich Anfang 2013, Fertigstellung Ende 2014“, sagt Sabine Sommer von der GEWOFAG Holding in München. Ziemlich zeitgleich verlaufen die Planungen der GWG. „Der Umfang der GWG-Bauten umfasst im Abschnitt WA1 eine Geschossfläche von insgesamt 5700 Quadratmeter. Geplant sind etwa 53 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau und einer Tiefgarage mit etwa 43 Stellplätze und ein Supermarkt, auf den ca. 1200 Quadratmeter Geschossfläche enntfallen“, erläutert der Architekt Klaus Belger, der das Neubauprojekt für die GWG betreut. GEWOFAG und GWG beginnen gerade gemeinsam einen Architekten-Wettbewerb vorzubereiten. „Das Ergebnis erwarten wir Mitte des Jahres“, so Belger. „Der Baubeginn ist Anfang 2013 geplant, der Fertigstellungstermin ist für Oktober 2014 vorgesehen.“

Auch die anderen südlichen Baugrundstücke wurden nun an Investoren und  vergeben. Sie werden von Projektentwickler des freifinanzierten Wohnungsbau realisiert (siehe unten). Die Vorgaben dazu sind im Bebauungsplan festgelegt. Dem frei finanzierten Wohnungsbau steht ein Anteil von 20 Prozent mit etwa 90 Wohneinheiten zu, 40 Prozent sind für Baugemeinschaften und Genossenschaften vorbehalten. Im südlichen Teil soll eine Schule, eine weitere Kita und ein Gebäude für altersgerechtes Wohnen errichtet werden. Mit dem Baubeginn ist nicht vor Jahresende zu rechnen.

Aus Brache wird Zentrum

Die Anwohner und künftige Bewohner des Ackermannbogens dürfen gespannt sein, was dabei rauskommt. Die Ansprüche sind durch die gelungene Bebauung der ersten Bauabschnitte hoch. So haben die Münchner 03 Architekten mit dem Gebäude am Gustav-Landauer-Bogen bewiesen, dass geförderter Wohnungsbau eine Vielfalt von Haushaltsformen unter einem Dach zulässt. Auch andere namhafte Münchner Architektenbüros wie fink + jocher oder Andreas Meck sind mit Wohnungsbauten vertreten. Die Stadt München entwickelte hier am Ackermannbogen ein erstmaliges und bisher einmaliges Pilotprojekt in Deutschland mit der Vorgabe einer Solarwärmeanlage. Interessant wurde das Konzept beispielsweise am Centa-Herker-Bogen von der Concept Bau mit einem ausgeklügelten Niedrigenergiehaus umgesetzt. Große Solarflächen auf den Dächern und auf ein unterirdischer Wärmespeicher mit 5,7 Millionen Liter Wasservolumen garantieren umweltfreundliche Energie.

Trotz der Vorgaben dürfte der 4. Bauabschnitt auch für die Entwickler interessant werden. Die realisierten Bauten haben das Preis- und Mietgefüge um die Schwere-Reiter-Straße angehoben. Markantes Beispiel ist der von Steidle Architekten entworfene Wohnturm Cubello. Die 200 bis 400 Quadratmeter großen Wohnungen werden von Bouwfonds für 5000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter angeboten. Nach Informationen des „im- mobilienreport münchen“ sind bereits 75 Prozent der Wohnungen verkauft.

Aktuell steht das Gebäude noch im Brachland neben dem umkämpften alten Baumbestand. Künftig wird es das Zentrum des Viertels sein: hier wird sich bald der Zentrale Platz befinden. 

 

 

Die Projektentwickler des 4. Bauabschnitt Ackermannbogen

 

Als Bauträger für drei Grundstücke im Bauquartier WA 6 (freifinanzierter Wohnungsbau)  wurden ausgewählt: Grund-Idee Wohn- und Gewerbebau GmbH, Ingolstadt; HI Wohnbau GmbH
,  München; NEST Solar Passivhaus GmbH & Co. KG
, Unterhaching,  Alle drei Bauträger bieten einen Anteil von etwa 30 Prozent der Flächen als Eigentumswohnungen im München Modell an. 

Als Genossenschaft steht die Wohnungsbaugenossenschaft Wagnis e.G. für das Baufeld WA 4-Nord fest. 

Die Baugemeinschaften  stehen als Entwickler für das Baufeld WA 4-Südwest fest. Gleiches gilt für die Baugemeinschaft „gemeinsam-ökologisch“. Für das Baufeld WA 4-Südost die Baugemeinschaft „Wohnen ohne Auto III“  ausgewählt. Das Bauquartier WA 5 realisieren die Baugemeinschaften „Schwabing Hoch Vier Haus Eins“, „Schwabing Hoch Vier Haus Zwei“, „Schwabing Hoch Vier Haus Drei“ und „Schwabing Hoch Vier Haus Vier“ .  

Weitere Informationen sind unter der zum Ackermannbogen eingerichteten Internetseite vom Planungsreferat der Stadt München einsehbar.

 

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