
Moosacher Verdichtung
Der Bezirk westlich des Olympiaparks wandelt sich durch Großbauten um das Hochhaus Uptown München. Dabei befindet sich die Gegend in einem der ältesten Orte Bayerns. Idyllische Gebiete zum Wohnen gibt es daher auch.
Das alte Moosach am ehemaligen gleichnamigen Fluss gilt als eine der ältesten Orte der Gegend. 807 wurde Moosach erstmals urkundlich erwähnt – 351 Jahre bevor die Existenz Münchens beurkundet wurde. Der alte Dorfkern befindet sich bei der Kirche St. Martin aus dem Jahr 1315, dessen Vorgängerbau ließ Graf Cundhart um 815 errichten.
Das idyllische Gebiet um St. Martin vermittelt heute noch einen Dorfcharakter. Hier befindet sich das 1680 erbaute Pelkovenschloss. In der Nähe entstand 1880 im spätklassizistischen Stil ein Armenhaus, das ab 1909 als Pfarrhaus diente und in dem der im Sommer 1951 als Aushilfspriester tätige Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt XVI. – wohnte.
Anfang der 1920er-Jahre wurde in Nachbarschaft zur alten Kirche die Neue Katholische Pfarrkirche St. Martin von Hermann Leitenstorfer im Stil der Neuen Sachlichkeit mit neoromanischen Elementen errichtet.
Der Kirchenneubau war notwendig geworden, weil die Bevölkerung von Moosach – kurz vor dem Ersten Weltkrieg in München eingemeindet – rasch zunahm. Entlang der Pelkovenstraße ist diese Entwicklung ablesbar: Windschiefe erdgeschossige Kleinbauernhäuser befinden sich neben Großbauernhöfen und eleganten Vorstadthäusern aus dem 19. Jahrhundert sowie den Reihenhäusern der 1920er- und 1950er Jahre.
Mustersiedlung vom Bauunternehmer
In den 1920er-Jahren ließ der Bauunternehmer Arnold Borst an der Dachauer Straße im Südosten des heutigen Bezirks eine Wohnsiedlung mit Vorbildcharakter errichten. Es entstanden nach Borsts eigenen Entwürfen um begrünte Innenhöfe angeordnete Wohnhäuser, die mit Durchfahrten und Gewölben miteinander verbunden sind. 1927 zog Borst den Architekten Eduard Oswald Bieber hinzu.
Die 772 Wohnungen und Läden verteilten sich auf 77 Häuser und über 19.000 Quadratmeter Fläche. Die Borstei enthielt das erste zentrale Heizkraftwerk Deutschlands. Die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen boten einen für die Zeit unüblichen Komfort wie fließend heißes Wasser, Gasherde, Bad, Waschbecken sowie beheizte Garagen und Kinderspielplätze in den Höfen. In den 1930er-Jahren entwickelte sich die Borstei zu einem Wohngebiet des höheren Bürgertums. Die heute denkmalgeschützte und unter Mietern begehrte Wohnsiedlung befindet sich noch im Besitz der Borst Immobilien Gesellschaft.
Im Nordwesten viel Reihenhäuser und Einfamilienhäuser
Abgesehen von der Borstei und den Mietshäusern entlang der Hauptverkehrsachsen wie der Dachauer Straße und Pelkovenstraße weist Moosach eine relativ lockere Bebauung aus freistehenden Einfamilien- und Reihenhäusern sowie kleineren Wohnanlagen auf. In den Baulücken oder anstelle alter Wohn- und Gewerbegebäude entstehen wie in der nordwestlich gelegenen Triebstraße 6 (Anbieter: Amperland Immobilien - Bild des Baugrunds links) oder der Feldmochinger Straße 28 (Full Haus) kleinere Wohnanlagen. Die kleinen Wohnungen (43 Quadratmeter) von Full Haus werden für 255.000 Euro angeboten, die Wohnungspreise von Amperland liegen für 58 Quadratmeter bei 340.000 Euro und bei einer Größe von 84 Quadratmeter bei 480.000 Euro.
Dichter gebaut wurde anlässlich der Olympiade 1972 mit der Pressestadt, Moosachs heute größtem Wohngebiet. Zusammen mit der Pressestadt entstand das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ). Daneben, an der U-Bahn-Station Georg-Brauchle-Ring, wurde 2014 das Büro- und Geschäftshaus MONA eröffnet.
Östlich der Hanauer Straße befinden sich überwiegend Gewerbeimmobilien. Hier entstanden in den vergangenen 15 Jahren die spektakulärsten Gebäude in Moosach. So wurde von 2001 bis 2004 das Hochhaus Uptown München von dem US-Unternehmen Hines nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros Ingenhoven, Overdiek errichtet. Mit 37 Stockwerken und 146 Metern Höhe ist es nach dem Olympiaturm das zweithöchste Gebäude der Stadt. Die Immobilie mit 50.000 Quadratmetern Büroflächen ist im Besitz des Staatsfonds von Singapur, größter Mieter ist O2. Dazu gehören vier Bürogebäude sowie ein Haus mit 140 Wohnungen, die sich parallel eines Boulevards mit Parzellen von Kiefernwäldern erstrecken.
Eine aufsehenerregende Architektur hat auch die 2014 fertiggestellte Büroimmobilie 88north: Nach dem Entwurf des gebürtigen Persers Hadi Teherani wurden mehrgeschossige Gebäudeteile wie Brücken übereinandergestappelt. Das 88north wurde gerade von Amundi Real Estate erworben.
BMW baut Unterkünfte für Mitarbeiter
Nördlich des Uptown München baut BMW aktuell mit The Flag in der Gneisenaustraße ein großes Wohngebäude. Die 23 bis 38 Quadratmeter kleinen Apartments richten sich allerdings ähnlich dem Konzept des Business-Wohnen an die Zielgruppe von geschäftlich nach abgesandten Mitarbeitern mit befristeten München-Aufenthalten.
Eine riesige Dimension nimmt auch das aus mehreren Gebäuden bestehende, neue IT-Rathaus (Bild links) ein. Dabei ist es nur ein Teil des geplanten Neubauvorhabens am Agnes-Pockels-Bogen. Auch der für 2018 geplante neue Busbetriebshof M Hybrid an der Ecke Georg-Brauchle-Ring/Hanauer Straße wird ein großes Gebäude. Neben den Hightech-Gebäude zum Arbeiten will die SWM auch eine Wohnanlage in der Hanauer Straße errichten. Die angrenzende Lehrkolonie Moosach des Architekten und Bauunternehmers Karl Stöhr soll zum Teil erhalten bleiben.
Das Viertel in Zahlen
Altmoosach (auch:Alt-Moosach) inst heute ein Bezirksteil des 10. Münchner Stadtbezirk Moosach, der neben Altmoosach den westlich der Dachauer Straße gelegenen zweiten Bezirksteil Moosach-Bahnhof aufweist. An der südlichen Spitze grenzt Altmoosach gerade noch an das Oberwiesenfeld, einem Bezirksteil von Neuhausen-Nymphenburg. Östlich von Altmoosach befindet sich der Olympiapark der zum Riesenfeld gehört, einem Bezirksteil des Bezirks Milbertshofen-Am Hart. Die Gleisanlagen im Norden bilden die Grenze zwischen Altmoosach und Lerchenau-West, einem Bezirksteil von Feldmoching-Hasenbergl.
Einwohner: Die Stadtteilbevölkerung weist eine Altersstruktur- und Verteilung der Haushaltsgrößen auf, die in etwa dem des Stadtdurchschnitts entspricht. Die Anteil der Familien mit Kindern liegt etwas über dem Durchschnitt der Landeshauptstadt München.
Infrastruktur: Mit dem OEZ und dem MONA (siehe Bild links, MONA im Hintergrund) im Nordosten verfügt Moosach über eine sehr gute Nahversorgung, die auch viele andere Münchner nutzen. Freizeitmöglichkeiten bietet der Olympiapark, das Kapuzinerhölzl und das Dantebad.
Es besteht Anbindung an die U-Bahnlinien U1 und U2 sowie an die Tramlinie 20. Im Stadtbezirk Moosach gibt es 14 Schulen, davon fünf Grundschulen, zwei Mittelschulen, eine Realschule sowie ein Gymnasium. Zudem bestehen im Bezirk fünf Berufschulen (Bild Schule in der Pressestadt nördlich des 88north).
Immobilien: In den vergangenen fünf Jahren sind die ehemals günstigen Mieten und Preise stark gestiegen. Im Stadtbezirk erhöhte sich in den vergangenen drei Jahren kräftig der Wohnungszugang. So stieg der Reinzugang an Wohnungen (Wohnungsneubau mins abgerissene Wohnungen) von 95 Wohnungen (2011) auf 285 (2013) Wohnungen an. Dabei wird allerdings vor allem im Bezirksteil Moosach Bahnhof südlich des Moosach Bahnhofes und in den kommenden Jahren auf dem Meiler-Gelände westlich davon Wohnanlagen gebaut.