Villen im Industriebezirk

Im östlichen Bezirksteil von Allach – Untermenzing erstrecken sich südlich der Industrieanlagen im Industriebezirk der Angeloh-Wald und in ruhiger Wohnanlage zahlreiche Ein- und Doppelhäuser.

 

Der östliche Bezirksteil des Münchner Stadtbezirks Allach – Untermenzing, Industriebezirk genannt, ist eine Mischung aus Industriehallen, Wäldern mit Landschaftsschutzgebieten sowie einer Wohnbebauung, vorwiegend aus Einfamilien- und Doppelhäusern.  

Ursprünglich bestand das sich heute bis zur Münchner Stadtgrenze an Karlsfeld erstreckende, schmale Industrieviertel aus einem Lohwald, von dem heute noch mit dem Allacher Forst und der Angerlohe zwei große Restbestände vorhanden sind. Die Bauern von Allach, Untermenzing und Karlsfeld nutzten den Eichen-Hainbuchenwald als sogenannten Niederwald zur Brennholzgewinnung. Der durch diese Nutzung erzeugte lichte Charakter des Allacher Forsts und der weiter südlich gelegenen Angerlohe ist in weiten Teilen verloren gegangen, doch sind kleine Lichtungen mit wertvoller Flora vorhanden. Die Bodenvegetation der beiden Wälder ist mit Pflanzenarten wie Märzenbecher, Türkenbecher, Aronstab und Buschwindröschen üppig entwickelt.

Die Erschließung setzte relativ spät, erst in den 1930er-Jahren, ein. Bereits 1912 hatte der Untermenzinger Bauunternehmer Korbinian Beer (1870-1951), ein gelernter Maurer,  dann meistbeschäftigter und erfolgreichster Baumeister des Münchner Westens, südlich der Angerlohe von Bauern unbebaute Wiesen erworben und mit Mauern und Torbogen zur Erschließung als Wohngebiet gekennzeichnet. Aber erst im Juli 1938 wurde dort eine kleine Siedlung, bestehend aus 13 neuen Häuschen, von Beer fertiggestellt. Noch kurz vor der Eingemeindung Allachs und Untermenzings am 1. Dezember 1938 war das damals östliche „Angerloh-Feld“, das sich von der Angerlohe im Norden bis zur Manzostraße erstreckte, weitgehend unbebaut. 

Lokfabrik an der Angerlohe.

Nördlich der Angerlohe und südlich des Allacher Forst wurden etwa zur selben Zeit im Osten des ehemaligen Bauerndorfs Allach entlang der Gleisanlagen riesige Industriehallen errichtet. Das erst 1935 aus der Fusion zweier Lokomotivenhersteller gegründete Unternehmen Krauss & Comp. - J.A. Maffei A.-G. München verlagerte seinen neuen Produktionsstandort von München hierher nach Allach. 1838 hatte der aus einer italienischen Handelsfamilie stammende Münchner Kaufmann Joseph Anton von Maffei (1790 – 1860) in der Hirschau am Englischen Garten eine Maschinenfabrik erworben, in der er 1841 Münchens erste Lokomotive herstellen ließ. 1866 gründet Georg von Krauss (1828-1906), zuvor bei Maffei angestellt, die Konkurrenzfirma Krauss und Comp. auf dem Marsfeld in München (dem heutigen Circus Krone). Beide Firmen entwickeln sich im Zuge der Industrialisierung und der Reichsgründung 1871 zu großen Lokomotivherstellern. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet das Unternehmen J.A. Maffei, das seit 1909 mit seinem Wettbewerber Krauss bei der Produktion von Elektrolokomotiven zusammenarbeitete, in eine wirtschaftliche Schieflage, weshalb es zur Fusion der beiden Lokomotivenhersteller kam.

 

Das am neuen Standort stark wachsende Industrieunternehmen firmierte ab 1940 unter dem Namen Krauss-Maffei und stellte für das NS-Regime neben Lokomotiven auch militärische Produkte her.  Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Krauss-Maffei in die Kunststoffherstellung und der Konstruktion von Spritzmaschinen ein, weshalb die neuen Mitarbeiter zunehmend Wohnraum in der Umgebung benötigten. Südlich der Beer-Siedlung errichtete das Unternehmen daher in der Rueß- und der Manzostraße 1952 bis 1972 die Angerloh-Werkssiedlung für ihre Werksangehörigen. Während die Beer-Siedlung und das südlich gelegene Hartmannshofen und Untermenzing von Ein- und Doppelhäusern geprägt ist, hat die Angerloh-Siedlung, bestehend aus mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern, urbanen Charakter.

Nördlich des Allacher Forsts befinden sich die Fabrikanlagen des mittlerweile zur VW-Nutzfahrtzeugtochter Traton gehörende MAN Truck & Bus sowie der Triebwerkhersteller MTU Aero Engines, die wie Krauss-Maffei mehrfach ihre Eigentümer und Industriebereiche wechselten.

 

So übernahm 1996 das Industrie- und Telekommunikationsunternehmen Mannesmann Krauss-Maffei. Als Mannesmann vier Jahre später selbst vom britischen Telekommunikationsunternehmen Vodafone gekauft wird, wird der Wehrbereich von Krauss-Maffei an das Rüstungsunternehmen Wegemann, der Lokomotovbereich an Siemens und der Kunststoffbereich KraussMaffei von einem chinesischen Unternehmen übernommen. 2014 fusionierte Krauss Maffei Wegemann (KMW) mit dem staatlichen französischen Rüstungsunternehmen Nexter und vertreibt seither seine Produkte unter der Marke KNDS (KMW + Nexter Defense Systems). Im Zuge des Einmarschs russischer Truppen wurden die Aufträge für militärische Geräte wie dem Kampfpanzer Leopard für KNDS massiv ausgeweitet.

Das Wohngebiet südlich der Industrieanlagen wird derweil zunehmend verdichtet. Westlich der Bahnlinie errichtete der Bauträger MünchenBau zahlreiche Reihenhäuser, die trotz Klagen durch Anwohner wegen der zusätzlichen Verkehrsbelastung fertiggestellt wurden. Südlich davon angrenzend baut MDS eine Wohnanlage aus fünf Stadthäusern. Auch am Hertwigplatz und der Karl-Gayer-Straße entstehen mehrere Mehrfamilienhäuser. Seit Korbinian Beers erstem Bauprojekt sind nahezu alle Wiesen südlich der Angerlohe zugebaut.

Das Viertel in Zahlen

 

Der Industriebezirk ist der östliche Bezirksteil des nordwestlichen Münchner Stadtbezirks Allach – Untermenzing. Im Westen wird er durch die Gleisanlagen für S-Bahn und Bahn vom Nachbarviertel UntermenzingAllach getrennt. Im Norden bildet der Würmkanal zugleich die Bezirks- und Stadtgrenze zur gegenüberliegenden Gemeinde Karlsfeld. Im Nordosten des Industriebezirks befindet sich die Bezirksteile Ludwigsfeld (Stadtbezirk Feldmoching – Hasenbergl) und im Osten Moosach- Bahnhof (Stadtbezirk Moosach). Im Süden des Industriebezirks befindet sich Obermenzing (Stadtbezirk Pasing – Obermenzing).

Einwohner: Das Wohngebiet im Industriebezirk südlich der Angerlohe ist weitgehend ein ruhiges Einfamilienhausgebiet mit vereinzelten Mehrfamilienhäusern, das vorwiegend von Familien mit Kindern bewohnt wird.

Infrastruktur: Im Viertel verkehren verschiedene Buslinien und am Westrand hält die S-Bahn an den Haltestellen Allach und Untermenzing. Einzelhändler gibt es an der Manzostraße (Norma) und der Allacher Straße (Rewe). Freizeitmöglichkeiten bietet die Angelohe und der Allacher Forst.

Immobilien: Das Immobilienangebot besteht weitgehend aus Einfamilienhäusern und vereinzelt aus Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern.