
Landsberg: Patrizierstadt am Lech
Landsberg bietet eine schöne Altstadt mit einer langen und interessanten Geschichte. Immer mehr Menschen schätzen die Stadt am Lech. Ein neues Wohnquartier lockt nun Käufer und Mieter.
Der Welfe Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, war neben seinem Vetter Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“, der mächtigste Mann seiner Zeit. Um seine Macht auszuweiten, war er stets daran bedacht, dafür seine Einnahmen zu erhöhen.
1158 zerstörte er deshalb die Föhringer Isar-Brücke des Freisinger Bischofs und gründete flussaufwärts mit dem Bau einer Brücke München. Dadurch verlegte er die Salzstraße nach Süden und das bescherte ihm an seiner neuen Brücke Zölle. 55 Kilometer weiter westlich wandte er im gleichen Jahr diesen Trick am Lech an. Statt durch eine Furt bei Kaufering verlief die Salzstraße über die südlich von ihm errichtete Brücke an der Burg Phetine. Diese ließ er zum Castrum Landespurch – dem heutigen Landsberg am Lech – ausbauen. Die Gier nach Wohlstand und Macht wurde dem Löwen jedoch zum Verhängnis: Als im Winter 1176 in Chiavenna Heinrich von Barbarossa für die Heerfolge im Krieg gegen die aufständischen Städte in der Lombardei die Stadt Goslar mit ihren reichen Silberminen forderte, lehnte der Kaiser empört ab. Wenige Monate später wurden die kaiserlichen Truppen ohne die Unterstützung des Bayernherzogs in der Schlacht von Legnano vom Lombardenbund geschlagen. In der Folge wurde Heinrich der Löwe als Sündenbock 1180 auf dem Hoftag in Gelnhausen als Majestätsverbrecher verurteilt. Er verlor seine Herzogtümer und wurde an den Hof seines Schwiegervaters, Henry Plantagenet, König von England, nach Wessex, verbannt.
Handel lässt Patrizierstadt am Lech aufblühen
München und Landsberg erwiesen sich als erfolgreiche Städtegründungen Heinrich des Löwen. Unter den Wittelsbachern, vom Kaiser nach den Welfen zu den Herzögen von Bayern ernannt, erhielt Landsberg das Recht auf den Salzpfennig (Zoll) und erlebte im 14. und 15. Jahrhundert eine erste Blüte. 1353 wurde der erste Salzstadel gebaut, bis zum 17. Jahrhundert waren es drei. Auch der Handel mit Getreide und Holz, das über den Lech transportiert wurde, florierte. 1364 wurde das Karolinenwehr errichtet, von wo aus der Mühlbach, der die Mühlen antrieb, und die „Lange Fahrt“, die Umfahrung für die Flöße, abflossen. Um den Hauptplatz mit dem Rathaus, dessen Fassade später Domenikus Zimmermann umgestaltete, und dem Schmalzturm entstanden ab dem 13. Jahrhundert schmucke Handwerks- und Geschäftshäuser.
Zwischen 1415 und 1435 wurde Landsberg erheblich vergrößert und ein neuer Stadtmauerring angelegt. Die Salzstraße von München führte nun vom Osten durch den neuen Einlass von der Anhöhe durch das prächtige, 1425 fertiggestellte Bayerntor. Von dort mussten die Kutscher ihre Pferdefuhrwerke über die steile Bergstraße am Schloss und dem Hexenviertel vorbei zum Schmalzturm leiten. Bei dem Gefälle von 18 Prozent gerieten die Gespanne oft außer Kontrolle, weshalb Steinpoller als Bremsblöcke dienten. Von 1458 bis 1488 entstand westlich vom Hauptplatz nach Plänen von Matthäus Ensinger Landsbergs Hauptkirche, Mariä Himmelfahrt, später wurden auf dem Schlossberg für die Jesuiten die Heilig-Kreuz-Kirche, das Kolleg und das Gymnasium erbaut.
Im späten 19. Jahrhundert kam die Industrialisierung wegen der indirekten Anbindung an das Eisenbahnnetz nur langsam in Gang. Stattdessen zog die Stadt vereinzelt Künstler an. Der gebürtige Landsberger Hubert von Herkomer, der in England als Maler, Bildhauer und Schriftsteller Berühmtheit erlangte und als Wegbereiter des Automobilsports in Deutschland gilt, ließ am westlichen Lechufer auf dem Grundstück seiner Eltern bis 1887 den Mutterturm errichten. Größter Arbeitgeber war lange die Garnison. Bekanntheit erlangte die 1908 fertiggestellte Justizvollzugsanstalt, weil dort von 1923 bis 1924 Adolf Hitler inhaftiert war. Nach dem Krieg wurden in dem „War Criminal Prison No.1“ 289 Todesurteile an Kriegsverbrechern vollstreckt. Bekannte Insassen neuerer Zeit waren die Fußballfunktionäre Karl-Heinz Wildmoser und Uli Hoeneß.
Seit den 1990er-Jahren verzeichnet Landsberg am Lech einen starken Bevölkerungszuwachs. Der Großküchenausstatter Rational und das Bügeltechnikunternehmen Veit Group sind die größten Arbeitgeber der Stadt. Vor allem sorgen viele mittelständische Unternehmen für Jobs und Zuzug aus dem Umland.
Als 2012 der Bauingenieur Mathias Neuner (CSU) zum Oberbürgermeister gewählt wurde, musste er wegen Verlusten aus Derivatengeschäfte seines Vorgängers sparen und Steuern sowie Gebühren erhöhen. Dennoch gelang es, eine Mittelschule und eine Kita neu zu bauen und den Bayernturm zu sanieren.
Um der hohen Nachfrage nach Wohnungen zu genügen, begann der Starnberger Projektentwickler Ehret + Klein mit dem Bau des autofreien Quartiers am Papierbach am Westufer beim Herkomer-Museum. Der städtebauliche Entwurf stammt vom Münchner Panungsbüro Morpho-Logic, für den die Mehrheit der Bürger und des Stadtrats votierten. Danach wurden für das Quartier verschiedene Architektenwettbewerbe ausgelobt, den unter anderem renomierte Büros wie Aldinger Architekten und Staab Architekten (nicht realisiert) gewannen. Das Quartier umfasst zudem das neue Kulturzentrum, ein Vier-Sterne-Hotel, zwei Kitas sowie Büro- und Einzelhandelsflächen. Wohnungen mit zwei Zimmern (55 Quadratmeter) werden vom Vermittler Walser für 455.000 Euro, mit vier Zimmern (107 Quadratmetern) für 810.000 Euro offeriert. Mittlerweile sind die ersten der rund 600 Wohnungen – davon 200 sozialgefördert – bezugsfertig. Bis 2023 sollen dort insgesamt mehr als 1500 Menschen wohnen.
Die Landsberger dankten es Neuner nicht und wählten ihn wegen seines Sparkurses bei der Kommunalwahl 2020 ab. Im Amt folgte ihm die Münchnerin Doris Baumgartl (UBV), die ebenfalls neue Wohngebiete erschließen will.
Die Stadt in Zahlen
Landsberg am Lech ist eine große Kreisstadt und Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises. Die Kreisstadt grenzt von Nordwesten im Uhrzeigersinn an die Gemeinden Igling, Kaufering, Penzing, Pürgen und Unterdießen (alle Landkreis Landsberg am Lech) und im Westen an die Gemeinde Waal und die Stadt Buchloe (Landkreis Ostallgäu). Landsberg befindet sich ungefähr 55 Kilometer westlich von der Landeshauptstadt München.