Dispaced Persons: Heimatlos in München

Viele Ukrainer mussten vor Putins Krieg aus ihrer Heimat fliehen. Bereits 1945 waren in München Tausende heimatlose Menschen als Opfer von Hitlers Krieg und Vertreibung gestrandet. Das Ausstellungsprojekt "München Displaced" stellt die Erfahrungen in der Nachkriegszeit in München vor. 

 

Erstmals steht die heterogene Gruppe der Displaced Persons (DPs) im Mittelpunkt, also Personen, die im Zweiten Weltkrieg ins Deutsche Reich verschleppt wurden oder dorthin geflohen sind und sich 1945 in München befanden.

In zwei parallel laufenden Ausstellungen im Jüdischen Museum München und im Münchner Stadtmuseum werden die Erfahrungen und Erzählungen von DPs unterschiedlichster Herkünfte und Religionszugehörigkeiten in einen lokalhistorischen Zusammenhang gebracht. Ihr Erleben und ihre Schicksale in den unmittelbaren Nachkriegsjahren Münchens werden als wichtiger Referenzpunkt für die Einwanderungsgeschichte herausgearbeitet. Das Münchner Stadtmuseum nähert sich unter dem Ausstellungstitel "München Displaced. Heimatlos nach 1945" dem vergessenen Schicksal und den Erzählungen von etwa hunderttausend DPs an, die sich 1945 in der Stadt befanden. Erstmals wird die Nachkriegsgeschichte von ehemaligen Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangenen, politischen KZ-Häftlingen sowie Geflüchteten auf Basis einer breit angelegten Forschung für die Stadt und den Landkreis München dargestellt. Einige dieser Displaced Persons verbrachten Monate oder Jahre in DP-Lagern, in denen sie die Ausbildung für ihr zukünftiges Leben selbst in die Hand nahmen.

Bildungseinrichtungen wie das russischsprachige Gymnasium im Lager Schleißheim, die internationale UNRRA-Universität im Deutschen Museum, die Ukrainische Freie Universität oder die Tolstoi Bibliothek werden vorgestellt. Obwohl alle Displaced Persons in ihre Herkunftsländer zurückkehren oder später in andere Länder auswandern sollten, blieben Tausende in München. Die Familienbiografien von ukrainischen, armenischen, kalmückischen und russischen Münchner*innen werden anhand der Wohnsiedlung Ludwigsfeld vorgestellt. Indem die Ausstellung den sehr heterogenen Displaced Persons aus Osteuropa anhand von Fotografien, Audioaufnahmen und Videointerviews ein Gesicht gibt und ihre Geschichten erzählt, wird eine erinnerungskulturelle Leerstelle ersichtlich. Der Forschungsstand wird durch ein Panorama von rund 40 weiteren Adressen zur Münchner DP-Geschichte erweitert, die die Vielfalt einerseits und die Lücken in der Forschung andererseits veranschaulichen.

Die gemeinsame Bestandsaufnahme des Jüdischen Museums München – "München Displaced. Der Rest der Geretteten" – und des Münchner Stadtmuseums zur Geschichte der Displaced Persons wird einen neuen Blick auf das München der Nachkriegszeit eröffnen.

München Displaced: Heimatlos nach 1945

Ort: Stadtmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

Zeit: bis 7. Januar 2024, Dienstag - Sonntag 10.00-18.00 Uhr, Montags geschlossen

München Displaced: Der Rest der Geretteten

Ort: Jüdisches Museum München, St.-Jakobs-Platz 16
80331 München

Zeit: bis 17. März 2024, Dienstag – Sonntag: 10.00–18.00 Uhr
Montag ist Ruhetag

31.08.2023