Starnberger See: Villa des Biene-Maja-Erfinders im Angebot

Am Ostufer in Ambach steht ein berühmtes Anwesen zum Verkauf. Die für den ungarischen Maler Gyula Benczúr erbaute Villa wurde lange Zeit vom Schriftsteller Waldemar Bonsels bewohnt und ist im Eigentum der gleichnamigen Stiftung.

 

Die Villa wurde 1885 für den seinerzeit bedeutenden ungarischen Historienmaler Gyula Benczúr (1844 – 1920) unweit der neugotischen Kapelle und in Nachbarschaft einer etwa zeitgleich erbauten Villa als Sommerresidenz in Ambach am Ufer des Starnberger Sees errichtet. Architekt war sein Bruder Béla Benczúr, der die Landhausvilla als zweigeschossigen Walmdachbau mit Veranda und Balkon entwarf. Durch eine Mischung von spätklassizistischen und gleichzeitig ländlichen Architekturformen ist die Villa zeittypisch geprägt.

Die besondere Lage des historischen Anwesens am Seeuferweg 25 in Ambach ist bestimmt vom landschaftlichen Reiz des Starnberger Sees mit Blick auf See und Berge. Leicht erhöht am Hang erhebt sich das Gebäude inmitten von weitläufigen Wiesen und altem Baumbestand. Die italienisch anmutende, private Seeterrasse und das Bootshaus stellen die Verbindung zwischen der ein wenig verzaubernd zurückgezogenen Villa und dem See her. Auffallend ist das von Benczúr angebrachte Eingangs-Holztor. Diese Art der Holztore ist in der Region Siebenbürgen verbreitet und symbolisiert den Übergang von der weiten Welt in das geschützt- heimatliche Zuhause.

Im Jahr 1919 kam die Villa in den Besitz des Schriftstellers und Verlegers Waldemar Bonsels (1880 – 1952), der 1912 durch den 1912 erschienen und in Oberschleißheim neben dem Schloss verfassten Weltbestseller „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ berühmt und vermögend wurde. Bonsels lebte und schrieb auf seinem Villenanwesen weitere Besteller, darunter die Erzählung „Mario und die Tiere“. Der als Antisemit bekannte Schriftsteller, der während der NS-Zeit Mitglied in der Reichsschriftumskammer war, wurde nach 1945 in der amerikanischen und britischen Besatzungszone mit einem Publikationsverbot belegt. Bonsels, der 1949 an Morbus Hodgkin erkrankte, heiratete 1950 seine langjährige Lebensgefährtin Rose-Marie Bachofen (1909- 1993) in dritter Ehe und verstarb am 31. Juli 1952 in seiner Villa in Ambach, in dessen Garten auch seine Urne beigesetzt wurde. An seinem 25. Todestag gründete seine Witwe die Waldemar.Bonsels-Stiftung – mit dem Zweck, das Andenken an den Schriftsteller zu bewahren. Die Stiftung fördert aber auch die Lesefähigkeit von Kindern und tritt als Kulturvermittlerin in Bereichen der Jugend- und Kinderliteratur auf.

Nachdem im Laufe der Jahre an der Villa zahlreiche kleinere Renovierungen durchgeführt wurden, wurden 2011 Kortyka Bauwerk zu einer umfassenden Sanierung des Anwesens beauftragt. Neben einer vollständigen Erfassung der historischen Bausubstanz erfolgte eine Denkmalpflegerische und restauratorische Analyse der Fassaden und Malereien. Die Denkmalpflegerische Restauration des Freisitzes erfolgte 2012. Und 2014 wurde eine komplette und äußerst aufwendige Restauration der Fassaden durchgeführt. Für die Gemeinde Münsing – in deren Ortsteil Ambach sich die Liegenschaft befindet – stellt das Gebäude mit dem „Ungarntor“ ein touristisches Aushängeschild dar. Im vergangenen Jahr hat die Stiftung beschlossen, das Anwesen meistbietend zu verkaufen. Das Maklerunternehmen immovision bietet es für 14,5 Millionen Euro an. Das Grundstück verfügt über 3.400 Quadratmeter und das Gebäude über eine Wohn- und Nutzfläche von 472 Quadratmeter – mit dem möglichen Umbau des Anbaus im Gartengeschoss über 555 Quadratmeter.

Kritisiert wurde der geplante Verkauf der Stiftung von dem einflussreichen Landschafts- und Denkmalschutzvereins Ostuferschutzverband (OSV), die „dem Zeitgeist und dem Profitinteresse folgend“ mehr aus dem Stiftungsvermögen heruasholen wolle, obwohl es dorch eigentlich das Andenken an den Schriftsteller bewahren solle.

Quellen: immovision, Merkur.de vom 12.08.2022, wikipedia, Kortyka Bauwerk

Bildnachweis: © immovision