Pöcking: Villen rund um Sisis Schloss
In Schloss Possenhofen verbrachte die spätere Kaiserin von Österreich ihre Kindheit. Noble Villen zeugen davon, dass dort auch bis heute Reiche, Unternehmer und Künstler am Ufer des Starnberger Sees herrschaftlich residieren.
Neben ihrem Cousin, dem späteren König Ludwig II. von Bayern, ist Elisabeth Amalie Eugenie (1837 – 1898) der heute wohl bekannteste Spross aus dem Hause Wittelsbach. Sissi, wie die spätere Kaiserin von Österreich von ihren acht Geschwistern genannt wurde, verbrachte einen großen Teil ihrer Kindheit auf Schloss Possenhofen am Starnberger See. Auch heute ist Sissi Grund für die vielen Touristen in der Gemeinde Pöcking, zu dem Possenhofen heute als Ortsteil gehört.
Herzog Max verwandelt Hofmark zum Schloss Possenhofen
Elisabeths Vater, Herzog Max in Bayern, hatte 1834 die beiden Hofmarken Possenhofen und Garatshausen mit ihren Schlössern für 145.000 Gulden von der Familie La Rosée erworben. Reste der Schlossbefestigung mit sieben Rundtürmen aus dem 16. Jahrhundert sind in der Parkanlage zwischen Schloss und Starnberger See erhalten. Herzog Max ließ neben dem 1536 vom herzöglichen Kanzler Jakob Rosenbusch erbauten Schloss Possenhofen den vielfach größeren Hufeisenbau errichten.

Zwischen dem alten Schloss und dem Hufeisenbau ließ er zudem eine Kapelle von einem namentlich nicht bekannten Architekten aus dem Umkreis
Friedrich von Gärtner oder von Daniel Ohlmüller erbauen. „Possi“, wie die Kinder des Herzogpaars das Schloss (siehe großes Foto oben) liebevoll nannten, avancierte zum sommerlichen Lieblingsaufenthalt der Familie.
Erleichtert wurde die Anreise durch die auf Initiative von König Maximilian von Bayern erbaute Bahnlinie, dessen Bahnhof wenige Hundert Meter nördlich des Schlosses 1865 fertiggestellt wurde und der seit 1998 das Kaiserin-Elisabeth-Museum (siehe Foto oben links) beherbergt. Entworfen wurde die Bahnlinie und das Bahnhofsgebäude von dem Architekten Georg von Dollmann. Ludwig II. von Bayern, seit dem Tod seines Vaters Maximilian 1864 König von Bayern, ließ die Bahnlinie bis nach Tutzing verlängern und engagierte Dollmann für den Bau seiner Schlösser Neuschwanstein, Lindenhof und Herrenchiemsee.
Bis zu deren Fertigstellung musste er sich allerdings mit der bescheidenen Sommerresidenz der Wittelsbacher, Schloss
Berg am Ostufer des Starnberger Sees, zufriedengeben. Elisabeth, die seit der Heirat im Jahr 1854 mit dem Habsburger Franz Joseph Kaiserin von Österreich war, kam erstmals im Juli 1869 im Salonwagen am Bahnhof Possenhofen an.

Sie traf sich mit dem Bayerischen König auf der südlich bei Feldafing gelegenen Roseninsel. 1981 erwarb der Investor Franz Schilke die heruntergekommene Schlossanlage Possenhofen und wandelte diese unter anderem mithilfe des Architekten
Erwin Schleich in eine Wohnanlage mit Eigentumswohnungen um. PS Immobilien bietet eine 177 Quadratmeter große Wohnung in der Schlossanlage für 1,85 Millionen Euro an.
Villen in Niederpöcking.
Die zwischen Starnberg und Feldafing gelegene Uferlandschaft war schon früh Rückzugsort der Reichen. Bereits 1853 hatte sich der Großkaufmann Angelo Knorr von dem Münchner Stadtbaurat
Arnold Zenetti in Niederpöcking das Knorrschlößl errichten lassen. Wie die pompejanische Villa der Wittelsbacher auf der Roseninsel gestaltete er es im italienischen Landhausstil. Heute ist dort das Tagungshotel La Villa untergebracht. Zenetti baute in Niederpöcking auch Villen für den Bildhauer Ferdinand von Miller, Hofopernintendant Karl von Perfall und den Maler Moritz von Schwind.
Die größte Villa in Niederpöcking (Ferdinand-von-Miller-Str.7) entstand 1923 durch die Architekten Otto Gruber und Emil Valentin Gutmann für den Erlanger Unternehmer Karl Wilhelm Zitzmann. Das Anwesen, das seit den 1950er-Jahren im Eigentum des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ist, wurde 2021 vom Verein Kinderhaus am See gepachtet und dient nun als Familienhotel und Seminarzentrum.
Pöcking: Vom Bauerndorf zum Villenhügel
Auch in dem oberhalb von Possenhofen gelegenen Dorf Pöcking (siehe oben links Kirche St. Ulrich) befinden sich prächtige Villen und Anwesen. 1865 entstand in Hanglage an der Hindenburgstraße zwischen Possenhofen und dem Dorfzentrum die Villa Tausch, 1873 errichtete Josef Knittl ebenfalls im italienischen Stil die Villa Reber Foto oben links). Der Unternehmer Karl Hausmann ließ sich dagegen von
Leonhard Romeis seine burgähnliche Villa Riccius als gotisierenden Gruppenbau erbauen. Der Chemiker und Hochschullehrer Franz von Soxhlet, Pionier der Pasteurisierung von Milch, ließ sich eine Villa im Jugendstil von Paul Pfann und Günther Blumentritt entwerfen. Der Militärgerichtsrat Franz Haus engagierte für sein zweigeschossiges Gebäude mit seeseitiger Loggia gar die Jugendstil-Koryphäe
Richard Riemerschmid.
Auch Eugen Drollinger, der als letzter Architekt von Ludwig II. das Innendesign von Schloss Neuschwanstein und Schloss Linderhof gestaltete, entwarf eine Villa (Adler/Defregger) und für den Komponisten und Hofkapellmeister Hugo Röhr auf der Kuppe des Pesthügels ein in einem Park gelegenes Landhaus. Bekannt wurde das denkmalgeschützte Gebäude unter dem Namen Villa Austria wegen seines späteren Bewohners, Otto von Habsburg, Sohn von Karl I, dem letzten Kaiser von Österreich, ein Verwandter von Elisabeth und Franz Joseph.
Nur vereinzelt werden in der Gemeinde Pöcking auch neue Wohngebäude gebaut. Am Raiffeisenplatz soll ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Vor Kurzem wurde in der Kurt-Stieler-Straße 8 in Possenhofen ein Mehrfamilienhaus mit vier Eigentumswohnungen fertiggestellt. Eine Fünf-Zimmer-Wohnung mit 184 Quadratmeter Wohnfläche wird von Heidinger Immobilien für knapp drei Millionen Euro zum Kauf angeboten.
Die Gemeinde in Zahlen
Pöcking mit den Ortsteilen Pöcking, Niederpöcking, Possenhofen, Seewiesen, Maising und Aschering ist eine Gemeinde im Landkreis Starnberg. Im Norden und Westen grenzt Pöcking an die
Stadt Starnberg, im Südwesten an Andechs und im Süden an
Tutzing und an
Feldafing, Am gegenüberliegenden Ufer des Starnberger Sees befindet sich die
Gemeinde Berg.
Einwohner: Pöcking verfügt über nur 5600 Einwohner, deren Durchschnittsalter deutlich höher als das der Münchner ist.
Infrastruktur: Am Bahnhof Possenhofen halten die S-Bahnen der Linie S 6, die zwischen München und Tutzing verkehren. Im Norden von Pöcking verläuft die Bundesstraße 2, die Starnberg mit Weilheim verbindet. Einkaufsmöglichkeiten (Edeka, Penny) gibt es entlang der Weilheimer Straße im Ortszentrum Pöcking. Freizeitmöglichkeiten bietet das Erholungsgelände Possenhofen am Ufer des Starnberger Sees.
Immobilien: Neu- und Bestandswohnungen werden zu Spitzenpreisen angeboten. Mietwohnungen werden kaum offeriert.